Radschlossgewehr mit Tucher-Wappen

Museum Tucherschloss und Hirsvogelsaal

Beschreibung

Das aufwändig ornamentierte Radschlossgewehr ist vom „deutschen“ Typ, den ein markant asymmetrisch-ergonomischer Schaftkolben auszeichnet. Seit etwa 1580 war dieser bei Jagdgewehren bis zum Ende des 17. Jahrhunderts besonders beliebt. Der Ladestock ist ebenso erhalten wie der mit Schnappschloss arretierbare Kolbenladendeckel. Der polygonale Lauf ist nicht gezogen. Auf der Unterseite ist der Schaft mit einem Muschelmotiv beschnitzt. Reiche Beineinlagen überziehen die Schäftung, jagdlich-figürliche Tiermotive überwiegen, ergänzt um Fabeltiere, Genien und Vegetabiles. Als Einzelfigur sticht ein Jäger mit Jagdhorn hervor. Die Schlossplatte ist mit der Szene eines Heiligen Georg im Drachenkampf in etwas flüchtigem Stahlstich versehen, Hahn und Feder schmücken Meerweibchen in Eisenschnitt. Am Wangenstück ist ein großes Tucher-Wappen in Bein und dunklem Holz eingelegt.

Das Gewehr stammt aus der Spätzeit der sogenannten Radschlosstechnik, die vermutlich um 1520 in Nürnberg entwickelt wurde und sich rasch europaweit verbreitete. Ihr Mechanismus erlaubt es, mittels eines gespannten, geriefelten Rädchens und eines Zündsteins den Schuss durch Reibung und Funkenschlag auszulösen. Als technisch raffiniertes Zündsystem waren Radschlossgewehre teuer, in der Praxis anfällig für Defekte und deshalb eher im Bereich der luxuriösen Jagd oder des Sportschießens verbreitet. Das Wappen weist die Büchse als altes Familiengut aus. Welchem Tucher sie konkret gehörte, ist aber nicht mehr auszumachen.

Autor

Thomas Eser