Brecht, Bertold (Berthold Eugen Friedrich): 10. 2. 1898 Augsburg — 14. 8. 1956 Berlin; Dichter Essayist, Kritiker, Literaturtheoretiker, Dramaturg,…

Beschreibung

1904 Volksschule, 1908-1917 Realgymnasium Augsburg, 1917 Abitur, 1917 Universität München (Naturwissenschaft und Medizin), Freundschaft mit L. Feuchtwanger,JohannesR. Becher. 1919 Mitwir- kung in Trude Hesterbergs „Wilder Bühne" und K. Valentins Theater in München. 1923 Dramaturg an den Münchener Kammerspielen; beim Hitlerputsch mit L. Feuchtwanger auf der Liste der zu Verhaftenden. 1924 Übersiedelung nach Berlin, bis 1926 zusammen mit Carl Zuckmayer Dramaturg am Deutschen Theater unter Max Rheinhardt, hier erste Begegnung mit Helene Weigel; Studium des Marxismus; ab 1928 Schiffbauerdammtheater als Brechts Experimentierbühne. 1933 über Prag, Wien Flucht nach Zürich; 1933 Bücherverbrennung; im selben Jahr Paris, 1934 Kopenhagen; Frühjahr 1935 Reise nach Moskau; im selben Jahr offizielle Ausbürgerung durch Nationalsozialisten; Reisen nach New York (1935 und 1936) und London (1936); 1938 Brechts Werke in der Ausstellung „Entartete Kunst" in Düsseldorf; 1939 Reise nach Schweden, 1940 nach Finnland, 1941 über Moskau, Wladiwostok nach Kalifornien/USA: Hier Zusammentreffen mit zahlreichen Freunden. 1947 Verhör wegen „unamerikanischen Verhaltens" in Washington, danach Abflug nach Paris und Zürich. 1948: Alliierte Behörden versagen Einreisegenehmigung nach Westdeutschland, so über Prag nach Ostberlin. Generalintendanz des Deutschen Theaters; 1949 mit Helene Weigel Gründung des Berliner Ensembles. 1950 Mitglied der Deutschen Akademie der Künste in Ostberlin. 1953 Wahl zum Vorsitzenden des PEN-Zentrums Ost und West. 1954 internationaler Stalin-Friedenspreis. 1955 Rede auf dem Deutschen Friedensrat in Dresden mit Erklärung gegen die Pariser Verträge; 1956 offener Brief an den deutschen Bundestag in Bonn; 1956 letzte Theaterprobe für die Galilei-Aufführung. Brechts Bedeutung liegt zunächst in der Reform des Theaters (episches Theater, praktische Theaterarbeit vor allem im Berliner Ensemble, seit 1954 im Theater am Schiffbauerdamm), dann in seinem Beispiel einer human-friedenspolitischen, gesellschaftlichen Aufgaben verpflichteten Dichtung, die nur mißverständlicherweise mit der offiziellen Kunstrichtung der Ostblockstaaten, dem sozialistischen Realismus, in Zusammenhang gebracht werden kann.

Genealogisches

[Verweis] Berthold, kaufmännischer Angestellter, später Direktor der Haindl'schen Papierfabrik (†  1939); M Sophie Brezing (†  1920); (verh.) 1) 1922 Marianne Zaff, (verh.) 1927), 2) 1929 Helene Weigel.

Werke

u. a.: Legende vom toten Soldaten (Gedicht), Baal (1918); Trommeln der Nacht (1919); Mann ist Mann (1927); Dreigroschenoper (vertont von Kurt Weill, 1928); Die heilige Johanna von den Schlachthöfen (1929/30); Geschichten vom Herrn Keuner (1930); Furcht und Elend des Dritten Reiches (1935/38); Weite und Vielfalt der realistischen Schreibweise (1938); Leben des Galilei, Der gute Mensch von Sezuan (1938/39); Mutter Courage und ihre Kinder (1939); Neue Technik der Schauspielkunst (1940); Der kaukasische Kreidekreis (1944/45); Kleines Organon für das Theater (1948); Die Dialektik auf dem Theater (1951/56); Kann die heutige Welt durch Theater wiedergegeben werden? (1955); siehe auch K. Völker, Verzeichnis sämtlicher Stücke, Bearbeitungen und Fragmente zu Stücken von B. B. In: B. B. II, 1973 (Text und Kritik) sowie in L genannte Titel! Werkausgabe z. B.: Gesammelte Werke in 20 Bden., 21968 (werkausgabe edition suhrkamp) - Stücke, Gedichte, Prosa, Schriften zum Theater, zur Literatur, zur Politik und Gesellschaft.

Literatur

Hdb. d. dt. Gegenwartsliteratur (hrsg. von H. Kunisch), 1964; R. Grimm, B. 8., 31971 (= Slg. Metzler 4); M. Kesting, B. 8., 1959, 1979 (= rowohlts monographien 37); K. Völker, Brecht-Chronik. Daten zu Leben und Werk, 1971 (= Reihe Hanser 74); 8.-Jb., 1971 ff.; K.Völker, B. 8., Eine Biographie, 1976.

Universitätsbibliothek Regensburg