Ehard, Hans: 10. 11. 1887 Bamberg — 19. 10. 1980; bayer. Ministerpräsident

Beschreibung

Nach Rechtsstudium in Würzburg und München, Promotion zum Dr. jur., und Kriegsteilnahme Staatsanwalt im bayerischen Justizministerium - dabei im Volkgerichtshofprozeß gegen Hitler und Ludendorff 1924 der eigentliche Anklagevertreter -; 1925 ins Reichsjustizministerium abgeordnet; 1928 Ministerialrat im bayerischen Justizministerium, 1933-1945 Senatspräsident am Oberlandesgericht München. 1945 Staatssekretär im Justizministerium. Vor 1933 der BVP (Bayerische Volkspartei) nahestehend, trat E. nun für die CSU in die Verfassung gebende Landesversammlung ein und war 1946-1966 Mitglied des bayerischen Landtags. Ende 1946 wurde er mit den Stimmen der inneren Opposition der CSU gegen deren eigentlichen politischen Kopf, den freilich schillernden J. Müller, und der SPD erster gewählter, d. h. nicht mehr von der Besatzungsmacht ernannter bayerischer Ministerpräsident bis 1954. Auf seine Initiative hin und unter seiner Leitung wurde auf der Münchner Ministerpräsidentenkonferenz 1947 der wichtigste Versuch von deutscher Seite, die Spaltung Deutschlands zu verhindern, unternommen. E., der weit mehr streng rechtlicher Gouvernementalist als Parteipolitiker war, gelang als Landesvorsitzender 1949-1955 ein Ausgleich zwischen den Flügeln der CSU. Nachdem er 1954-1960 Präsident des bayerischen Landtags gewesen war, führte E. 1960-1962 noch einmal eine Staatsregierung; 1962-1966 stellte er sich aus Parteiräson im 1. Kabinett Goppel als Justizminister zur Verfügung. Nach seinem Ausscheiden aus der Politik war er lange Jahre Präsident des Bayerischen Roten Kreuzes.

Genealogisches

[Verweis] August, Stadtkämmerer; (verh.) 1) 1916 Annelore Maex (†  1957), 2) 1960 Sieglinde Odörfer.

Werke

H. Ehard, Bayer. Politik. Ansprachen und Reden, hg. von K. Schwend, 1952.

Literatur

BWB 1; F. Baer, Die Ministerpräsidenten Bayerns 1945-1962. Dokumentation und Analyse, 1971; K. Möckl. Die Struktur der Christlich-Sozialen Union in den ersten Jahren ihrer Gründung, in: Bayer. Geschichte als Tradition und Modell. = Festschrift K. Bosl, 1973; A. Mintzel, Die CSU. Anatomie einer konservativen Partei, 1975. Bl

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