Lechner, Leonhard (Beiname „Athesinus"): um 1553 im Etschtal — 9. 9. 1606 Stuttgart; Komponist, Hofkapellmeister

Beschreibung

Erste musikalische Ausbildung in einem Pfarrchor. Um 1570 Kantoreiknabe in der Landshuter Hofkapelle Herzog Wilhelms V. von Bayern. Schüler? O. di Lassos. Von 1570 an mehrere Reisen, u. a. nach Italien, die sein Frühwerk prägten. Bald nach seinem Ausscheiden aus der bayerischen Hofkapelle Übertritt zum lutherischen Glauben. Bereits während seiner Lehr- und Wanderjahre in bedeutendem Umfang kompositorisch tätig, vor allem als Motettenkomponist. Seit etwa 1575 in Nürnberg, wo er 1582 als „Archimusicus" die Leitung der Musikpflege übernahm und von zahlreichen Patriziern, mit denen er befreundet war, mit Auftragskompositionen betraut wurde. Dort Mitglied in mehreren Musikgesellschaften, die fast ausschließlich aus Ratsangehörigen bestanden. Aufgrund seiner Bindungen an Nürnberg lehnte er lange Zeit vorteilhaftere Angebote auswärtiger Fürsten ab. 1584 Eintritt in den Dienst des Grafen Eitel Friedrich von Hohenzollern, aus dem er jedoch bereits nach einem Jahr wieder ausschied, da ihm als überzeugtem Protestanten die gegenreformatorischen Ziele des Grafen widerstrebten. Über Tübingen begab er sich nach Backnang in den Schutz Herzog Ludwigs von Württemberg, wo er als Tenorist in der von L. Daser geleiteten Hofkapelle, unterkam. Dann dort Hofkomponist und 1594 Leiter der Hofkapelle, die unter ihm eine Glanzzeit erlebte. Sein früher Ruhm als „Componist und Musicus" gründet auf seinen Sammlungen „Neuer teutscher Lieder" von 1576 und 1577, welche die italienische Villanelle veredelten und zu einem neuen deutschen Gesellschaftslied umwandelten. In weiteren Sammlungen von 1582 und 1589 bildete er den Typus der deutschen Liedmotette fertig aus.

Genealogisches

(verh.) Dorothea Lederer, verw. Käst.

Literatur

MGG 8.

Universitätsbibliothek Regensburg