Padua, Marsilius von: 1275/80 od. 1290 Padua — † vor 10. 4. 1342/43 München; kirchenpolitischer Schriftsteller, Philosoph, kath. Theologe

Beschreibung

Philosophiestudium in Padua. .1312 Magister artium in Paris und Rektor der Universität; Medizinstudium ebenda. Seit 1314 politische Tätigkeit für die oberitalienischen Ghibellinen. 1316 Avignon-Aufenthalt, der seine Kritik an Hoftuhrung und Leben des Papstes auslöste. 1320 Arzt in Paris. Dort Vollendung seines Hauptwerkes „Defensor pacis", 1324, das die Vorrangstellung von Kirche und Papst gegenüber Staat und Kaiser bestritt. Nach Entdeckung seiner Autorschaft und nach dem Kirchenbann 1326 Flucht nach München an den Hof Kaiser Ludwigs des Bayern. Dort dessen Sekretär, Berater und Verwalter des Bistums Ferrara. Gemeinsam mit den Emigranten-- W. Ockham, ?J. v. Jandun, M. v. Cesena, B. v. Bergamo bildete er die „Geistliche Hofakademie", die Kaiser Ludwig publizistisch und beratend gegen das avignonesische Papsttum unterstützte. Teilnahme an? Ludwigs Romzug 1327/29. Weitere Schriften, in denen er zu aktuellen politischen Fragen Stellung bezog: „De translatione Imperii" gegen den päpstlichen Anspruch auf Übertragung der Kaiserkrone; „De iure imperatoris in causis matrimonialibus" im Ehescheidungsfall der Gräfin Margarete Maultasch von Tirol; „Defensor minor", eine Erweiterung des Defensor pacis. Der Ludwig dem Bayern gewidmete und aristotelische Gedanken erweiternde Defensor pacis ist die radikalste kirchenpolitische Schrift des Mittelalters, die erstmals unterscheidet zwischen gesetzgebender Gewalt, die allein dem Volk zusteht, und vollziehender Gewalt, durch eine vom Volk gewählte Regierung. In Übertragung dieser demokratischen Konzeption auf den Bereich der Kirche, die völlig dem Staat eingeordnet ist, liegt hier alle Gesetzgebung bei dem aus Geistlichen und gewählten Laien zusammengesetzten Konzil.

Genealogisches

[Verweis] Bonmattco dei Mainardini, Universitätsnotar.

Literatur

ADB 20; LThK 6 (Marsilius v. P.); BWB 2.

Universitätsbibliothek Regensburg