Viscardi, Giovanni Antonio: ~ 27. 12. 1645 S. Vittore b. Roveredo/Graubünden — 9. 9. 1713 München; Architekt

Beschreibung

Aus einer Baumeister-Familie, die bereits in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts in Bayern tätig war. 1676 auf Veranlassung des Kurfürsten Ferdinand Maria fest in Bayern. 1678 kurfürstlicher Hofmaurermeister als Nachfolger K. Zuccallis. Seine Laufbahn veranschaulicht gut die Konkurrenzsituation einheimischer und fremder Künstler seit dem Ende des 17. Jahrhunderts in Bayern: 1685 Hofbaumeister, aber wegen Konflikten mit dem Oberhofbaumeister E. Zuccalli wieder amtsenthoben. 1692 Baumeister bei den Theatinern. 16% Auseinandersetzungen mit dem einheimischen zünftischen Bauhandwerk, deshalb 1698 Eintritt in das Maurerhandwerk von Weilheim (!). 1703 auf Weisung des Kurfürsten in München Gewährung des Bürger- und Meisterrechts als Maurer und wieder Hofbaumeister in München. Auch in der Folge sowohl Streitigkeiten mit dem vorgesetzten E. Zuccalli als auch mit der einheimischen Zunft. 1713 Hofober- und Landbaumeister. Künstlerisch-entwicklungsgeschichtlich der bedeutendste Vertreter der graubündnerisch-italienischen Architekten in München und Bayern um 1700 und im Gegensatz zu E. Zuccalli mit starkem Einfluß auf die weitere Architekturentwicklung (Einführung und Verbreitung italienisch-barocker Zentralraumidieen; hochbarocke Umwandlung der monumentalen Wandpfeilerkirche vom Typ St. Michael in München) mit Wirkungen bis J. M. Fischer. Tätig sowohl aufbaukünstlerischem wie auch zwecktechnischem Gebiet (Militär, Wasserwerke, etc.). Umfangreicher Baugroßbetrieb mit bis zu 120-150 Gesellen. Beherrschende Stellung im Münchner Bauwesen um 1700.

Genealogisches

[Verweis] wahrsch. Bartholomäus (II.) (Mitte 17. Jh.).

Werke

Freystadt/Opf., Wallfahrtskirche (1700-08); Fürstenfeld, Klosterkirche (1701 ff.); München, Bürgersaal (1709/10); München, Dreifaltigkeitskirche (1711 fF.); Ingolstadt, Ausbau der Festungswerke (1712); Verz. s. Th.-B. 34, 401 f.

Literatur

Th.-B. 34. Mai