Regierungstruppen nach der Niederschlagung der Räterepublik in München, Anfang Mai 1919

Während in München an einigen Stellen noch gekämpft wurde, veranstalteten Teile der Regierungstruppen auf größeren Straßen und Plätzen schon Siegesparaden. Begleitet und bejubelt wurden sie dabei von Gegnern der Räterepublik aus der Bevölkerung. Auch nach der vollständigen Niederschlagung der Räterepublik demonstrierten die Truppen mit derartigen Aufmärschen ihre Schlagkräftigkeit und den Machtwechsel in der Landeshauptstadt. Vielfach führten sie auch noch nach dem 2./3. Mai Sicherungsmaßnahmen durch: Wachtposten und Barrikaden wurden errichtet, Soldaten patrouillierten mit Maschinengewehren oder fuhren mit Geschützwägen durch die Straßen.

Mehrere Fotografen dokumentierten dieses Geschehen für die Presse und vor allem für die Publikation von Postkarten. Propagandistische Zwecke standen dabei im Vordergrund, häufig waren die Szenen inszeniert. Die Soldaten wurden zu heldenhaft wirkenden Befreiern stilisiert, die Ordnung und Disziplin zurückgebracht hätten. Am bekanntesten wurden die Motive Heinrich Hoffmanns (1885-1957), des späteren "Leibfotografen" Adolf Hitlers (1889-1945). Zwei von ihnen werden hier gezeigt.

Eine besonders martialische Aufnahme ist das Bild eines bemannten Militärfahrzeugs des Freikorps Görlitz in der Goethestraße, dessen Kühlerhaube einen Totenkopf trägt. Mit dem Geschützwagen griff Hoffmann ein häufiges Motiv aus dem Ersten Weltkrieg auf, das sich bei Soldaten großer Beliebtheit erfreute. Das Foto wurde als Postkarte mit der Beschriftung "Panzerauto, welches erfolgreich in die Kämpfe eingriff" im Mai 1919 veröffentlicht.

Hoffmann fotografierte jedoch überwiegend bayerische und süddeutsche Truppenverbände. Damit sollte das Bild in die Welt gesetzt werden, dass preußische Einheiten an den Kämpfen nur minder beteiligt gewesen seien - das Gegenteil entsprach jedoch der Realität. Eine besondere Rolle spielte das "Freikorps Werdenfels", dessen Mitglieder am 8. Mai teils in blumengeschmückter Tracht durch München marschierten. Fotos dieses Freikorps sollten die Botschaft transportieren, dass friedliebende, bodenständige Bauern und Bürger die Landeshauptstadt befreit hätten. Die militärische Bedeutung dieser Einheiten war jedoch tatsächlich äußerst gering. Von den Nationalsozialisten wurde das Freikorps später zu Propagandazwecken instrumentalisiert und den "jüdisch-bolschewistischen" Protagonisten der Räterepubliken gegenübergestellt.

Zum Digitalisat des Fotos des Freikorps Görlitz

Zum Digitalisat des Fotos des Freikorps Werdenfels