Steinplatte mit Ritzzeichnungen (Detail)

Archäologische Staatssammlung München

Beschreibung

Auf der Kalksteinplatte sind sechs Frauenfiguren sowie Köpfe und isolierte Beine von mindestens fünf Pferden eingeritzt. Besonders gut ist eine Frauendarstellung auf dem vorliegenden Fotoausschnitt zu erkennen. Zeichnungen auf altsteinzeitlichen Steinplatten sind dicht an dicht und mit vielen Überschneidungen eingeritzt. In der Abfolge der Bilder von Tieren, Frauen oder Zeichen ist keine Ordnung zu erkennen. Frauen sind immer stark stilisiert, große Jagdtiere dagegen naturalistisch wiedergegeben. Ein und dieselbe Platte wurde oft mehrmals benutzt. Sie konnte auch als Unterlage zum Schneiden oder Bohren dienen oder wurde für eine neue Zeichnung geglättet. Dieses Verfahren erschwert für uns heute die Identifikation der Motive. Für den steinzeitlichen Betrachter traten die jeweils aktuell geschaffenen Bilder deutlich hervor. Es waren Kunstwerke auf Zeit, deren Bedeutung wohl in ihrer Herstellung an sich oder zu einem bestimmten Anlass lag. Die Triebfeder zur Darstellung der Frauenfiguren mit stark betontem Gesäß dürfte ein Fruchtbarkeitskult gewesen sein. Die in Mittel- und Westeuropa großräumig vorkommenden, extrem stilisierten Frauendarstellungen, die als Ritzzeichnungen, kleine Statuetten und als Felsbilder vorkommen, zeugen von weitreichenden Wanderbewegungen und Kontakten der eiszeitlichen Jägergruppen und ihren gemeinsamen Vorstellungen und Symbolen. Die Ritzzeichnungen der Frauen vom Hohlenstein sind in Bayern bis heute einzigartig.

Autor

Archäologische Staatssammlung München

Rechtehinweis Beschreibung

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