Gussform für Schwertgriffe

Archäologische Staatssammlung München

Beschreibung

Am 3. Dezember 1844 übergab der Forstmeister Richstein einen kleinen Depotfund, der eine Gussform und acht Lanzen enthielt, an König Ludwig I. für die Sammlung im Antiquarium der Residenz. Erst mehr als 150 Jahre später konnte das Geheimnis der Herstellung und Verwendung der Form entschlüsselt werden. Die wiederverwendbare Gussform war ursprünglich vierteilig. Erhalten sind der Metallkern und die beiden Schalen, die obere Abdeckplatte ist verloren. Durch Steckverbindung sowie Kerben wurde eine präzise Fixierung aller Teile zu einer geschlossenen Form ermöglicht. Durch die beiden außen liegenden Ösen ließ sich die Gußform so zusammenschnüren, dass ein präziser Einguss am asymmetrischen oberen Abschluss möglich war. Computersimulationen des Gusses zeigten, dass die Geometrie der Gußform eigentlich nur die Herstellung von Wachsmodellen erlaubte, die hinterher für den Guss in einer Lehmform verwendet werden konnten. Im Experiment zeigte sich jedoch überraschender Weise, dass es bei Verwendung einer gut isolierenden Schutzschicht auch möglich ist, das flüssige Metall direkt in die Bronzeform zu gießen, was die Effizienz des Verfahrens wesentlich steigert. Die erzeugten Schwertgriffe werden als Typ Mörigen, Variante Preinersdorf bezeichnet. Alle Schritte der Schwertherstellung zeigen, dass die Bronzegießer der Urnenfelderzeit (1300-800 v. Chr.) in Mitteleuropa einen technischen Stand erreicht hatten, der bis zur Neuzeit nicht übertroffen wurde.

Autor

Archäologische Staatssammlung München

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