Ring mit raetischer Inschrift

Archäologische Staatssammlung München

Beschreibung

Der 0,83 Gramm schwere Silberring mit umlaufender Inschrift stammt von einem späthallstattzeitlichen Opferplatz im Alpenvorland. Hier wurden auch eine griechische Kleinsilbermünze (um 480/470 v. Chr.) und zahlreiche Fragmente von Fibeln, Nadeln, Armringen und Bronzegefäßen gefunden. Die meisten Objekte datieren um 500 v. Chr. Für die eingeritzte Schrift auf dem Ring verwendete man wahrscheinlich das vorrömische Alphabet von Sondrio, das im Alpenbereich zwischen Gardasee und Adda oder im Tessin (?) gebraucht wurde. Dieses Alphabet liegt auch Felsinschriften in der Val Camonica (Lombardei) zugrunde. Der Text lautet: tipruχnu lavisez {-z}. Die Sprache des Textes ist mit einiger Wahrscheinlichkeit Raetisch. Es handelt sich bei der Inschrift entweder um eine Weiheformel, „Opfer des Lavise“, oder um eine Besitzerinschrift, „Ring (Silberring) des Lavise“. Die sprachwissenschaftliche Analyse ergab aufgrund verschiedener Buchstabenmerkmale, dass der Text wohl frühestens am Ende des 6. Jahrhunderts v. Chr. auf dem Ring angebracht wurde. Es handelt sich um das derzeit älteste Schriftdenkmal nördlich der Alpen.

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Archäologische Staatssammlung München

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