Terra Sigillata-Gefäße

Archäologische Staatssammlung München

Beschreibung

Ab etwa 30 v. Chr. begann im mittelitalischen Arezzo die Produktion feinen Tafelgeschirrs mit rotem Überzug, der sogenannten „Terra sigillata“. Bald schon entstanden Filialbetriebe in Oberitalien, Süd- und Mittelgallien. Produktionszentren wie Arezzo oder das südfranzösische La Graufesenque (Millau, Dép. Aveyron) exportierten über Jahrzehnte Millionen Gefäße rund um das Mittelmeer und nach Norden bis Britannien. Um den bedeutenden Märkten näher zu sein, wurden ab dem frühen 2. Jahrhundert Manufakturen im Osten Galliens und am Rhein gegründet, Ende des 2. Jahrhunderts auch in Westerndorf im bayerischen Alpenvorland. Diese Sigillata-Töpferei im römischen Pons Aeni wurde bereits am Anfang des 19. Jhs. gefunden. Ein weiteres Töpferdorf, Pfaffenhofen a.Inn, lag nur wenige Kilometer entfernt. Die Reliefsigillaten aus Westerndorf weisen z.T. viele Verbindungen mit der Rheinzaberner Manufaktur auf. Dieses große Produktionszentrum bei Speyer war seit Mitte des 2. Jahrhunderts Marktführer und dessen Erzeugnisse wurden bis an die untere Donau verhandelt. Auch im Osten des Reichs entstanden Sigillatawerkstätten. In der Spätantike entwickelten sich tunesische Töpfereien zu leistungsfähigen Großbetrieben. Die Waren gelangten in alle Provinzen rund um das Mittelmeer und auch über die Alpen hinweg in den Norden. Dort konkurrierten sie allerdings mit den Produkten aus den ostfranzösischen Argonnen, die in den Nordwestprovinzen während des 4. und 5. Jahrhunderts den Markt klar dominierten.

Archäologische Staatssammlung München

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