Töpfchen mit Graffito MATERNINA

Archäologische Staatssammlung München

Beschreibung

Mit der Ausbreitung römischer Kultur gelangte die Kenntnis und Anwendung der Schrift auch in bis dahin nicht alphabetisierte Winkel der antiken Welt. Wenngleich nördlich der Alpen schon in vorrömischer Zeit vereinzelt geschrieben wurde, kam es doch erst unter römischer Herrschaft zu einem allgemeinen Schriftgebrauch. Selbst in stark einheimisch geprägten Gegenden lassen sich spätestens um 100 n. Chr. Schriftzeugnisse finden. Die Ausbreitung erfolgte einerseits entlang der wichtigsten Straßenverbindungen im Zuge von Handel und Dienstleistung. Weitere Ausgangspunkte waren andererseits die städtischen Siedlungen mit zugewanderter mediterraner Bevölkerung und in hohem Maß das Militär. Zu den häufigsten archäologischen Zeugnissen für den Schriftgebrauch zählen Namenseinritzungen (Graffiti) auf Tongefäßen. Diese Kennzeichnung war besonders dort notwendig, wo auf engem Raum beieinander lebende Menschen gleichartiges Geschirr benutzten, das einen gewissen Wert besaß. Die Gefahr der Verwechslung war deshalb in erster Linie beim Militär gegeben. Aber auch in zivilen Kontexten begegnen Graffiti. Auf Gutshöfen, wie hier aus Wehringen, dürften sie das Geschirr des Gesindes oder von Lohnarbeitern markiert haben. Bemerkenswert ist das recht häufige Vorkommen von Frauennamen, wie hier MATERNINA, was ein Schlaglicht auf den Alphabetisierungsgrad der weiblichen Bevölkerung wirft. Die Namensangaben stehen meistens im besitzanzeigenden Genetiv. Es erscheint aber auch der einfache Nominativ.

Autor

Archäologische Staatssammlung München

Rechtehinweis Beschreibung

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