Propst Stephan (Sedenzzeit vor 1337-1344/49) und der Konvent des Klosters Gars überlassen dem Heilig-Geist-Spital in Wasserburg die Fleischbank an der Brücke, die der "Mäzze" innehatte, gegen eine Lieferung von jährlich 32 Pfund Unschlitt.

Stadtarchiv Wasserburg am Inn

Beschreibung

Das Stadtarchiv Wasserburg besitzt mit knapp 4.000 einzeln registrierten spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Urkunden sowie weiteren in Akten enthaltenen offenen Schreiben einen umfangreichen Urkundenbestand. Die hauptsächliche Überlieferung setzt jedoch erst nach 1339 – dem Jahr des großen Stadtbrandes – ein. Nur drei Urkunden stammen aus der Zeit vor 1339. Dieses Schriftstück aus der Zeit vor dem Brand ist erst mit der modernen Urkundenerfassung Anfang des 21. Jahrhunderts wiederentdeckt worden und beeinflusste seither die Stadtgeschichtsschreibung: In der älteren Literatur und der ortsgeschichtlichen Vermittlungsarbeit wurde das Gründungsdatum des Heilig-Geist-Spitals mit dem Jahr 1341 angegeben. Offensichtlich bestand die Einrichtung jedoch schon 1338, wurde im Folgejahr durch den Brand zerstört und ab 1341 neu errichtet.

Die Fleischbank befand sich im Gewölbekeller des heutigen Brucktorensembles, dem südlichen Stadteingang. Gegenüber lag das Spital mit einer eigenen Kirche für die – oft gebrechlichen – Bewohner. Bereits vor der Mitte des 15. Jahrhunderts hatte sich der Schwerpunkt des Spitals in Richtung eines Altenheimes verschoben. In geringem Umfang wurden auch Kranke aufgenommen. 1434 lebten 48 Pfründner im Spital. Das mit dem Probstsiegel des Klosters Gars beglaubigte Rechtsgeschäft ist auch für die Geschichte des Stiftes von Bedeutung, in dessen überlieferten Quellen (vgl. Hofmann, 1983) ein Fleischbanklehen in Wasserburg nicht erwähnt ist.

Literatur

Hofmann, Heiner: Die Traditionen, Urkunden und Urbare des Stiftes Gars (Quellen und Erörterungen zur bayerischen Geschichte, Neue Folge, Band 31), 1983.

Nonnast, Christoph: Armenwesen und wohltätige Stiftungen in Wasserburg am Inn, 1300-1800, (Veröffentlichungen des Stadtarchivs Wasserburg, Nr. 6), 2018