Kettenfragment aus Bergkristallperlen der Pfalzgräfin Dorothea Sabina von Pfalz-Neuburg (1576-1598)

Bayerisches Nationalmuseum

Beschreibung

Die Kette aus klaren Bergkristallperlen wurde aus dem Sarg der 1598 bestatteten Dorothea Sabina von Pfalz-Neuburg, Tochter des Pfalzgrafen Philipp Ludwig von Pfalz-Neuburg und der Anna von Jülich-Kleve-Berg, geborgen. Bei der Sargöffnung 1781 lag sie "in zwei Trümmern" in Leibhöhe der Verstorbenen. Das Objekt ist heute nicht mehr im Originalzustand erhalten. Es fehlen ein Verschluss und die "goldenen Öhrlein" (Ösen), mit denen die geschliffenen und facettierten Oliven, Eicheln und kleinen Kugeln zusammengehängt waren. Auch die historische Anordnung der Perlen ist nicht mehr gegeben. Deshalb ist die ursprüngliche Funktion wie z.B. Gürtel, Rosenkranz oder Rosenkranz in Zweitverwendung derzeit unklar. Obwohl Fragment, vermitteln die aneinander gereihten Bergkristallperlen einen Eindruck der strahlenden Wirkung, die dieses symbolisch aufgeladene Objekt einst erzeugt haben muss. Das Material Bergkristall ist der Gottesmutter zugeordnet und steht für Reinheit und Klarheit, die Eicheln sind ein Symbol für Fruchtbarkeit und Fülle. Bergkristall ist ein sehr hartes und schwer zu bearbeitendes Gestein, das man in der Renaissance aus den Bergkristall-Geröllen des Rheins gewann oder in den Quarzgängen der Alpen brach. Im ausgehenden 16. Jahrhundert gab es nur wenige Zentren in Europa, wo man die Kunst des Kristallschleifens beherrschte. Kunstvolle Gefäße kamen meist aus Mailand und Paris, aber auch aus den Kristallschleifen in Freiburg und Waldkirch, wo man zudem große Mengen an Perlen für Rosenkränze und Ketten fertigte.