Das frühmittelalterliche Gräberfeld von Zeuzleben, Gde. Werneck, Lkr. Schweinfurt, Unterfranken (ca. 6.-7. Jh.)

Thüringen und Franken – heute trennt diese deutschen Landschaften eine Grenze, die zugleich den nördlichen Saum des Freistaats Bayern bildet. Um das Jahr 500 reichte das Königreich der Thoringi weit über den Thüringer Wald hinaus nach Süden, bis in den Raum des Maindreiecks und das Gebiet um Bamberg. Einige frühe Ortsnamen mit der Endung auf "-leben" zeugen davon noch heute, etwa Zeuzleben südwestlich von Schweinfurt.

Dort konnte zwischen 1983 und 1985 ein außergewöhnliches Gräberfeld des 6. Jahrhunderts ausgegraben werden. Hier hatte man um 530/40 die größte frühmittelalterliche Grabanlage, die wir bislang aus Süddeutschland kennen, errichtet: ein zweigeschossiges Grabhaus aus Holz, 4,5 auf 3 m groß und gut 4 m eingetieft, in dessen Kellergeschoss man eine vornehme Tote auf einem vierrädrigem Wagen beigesetzt hatte. Auch vier Hunde- und 15 Pferdegräber gehörten zum Gräberfeld. Bei den menschlichen Verstorbenen von Zeuzleben entdeckte man umfangreiche Beigaben: Reitzubehör, Waffen, Schmuck und besonders zahlreiche Speise- und Trankbeigaben.

Als speziell thüringisch gelten einige Tongefäße. Diese sind von Hand geformt, schwarzbraun gebrannt und am Bauch mit schrägen Riefen oder Rillen verziert. Während in den ältesten Gräbern diese Gefäße vorkommen – die ihre besten Vergleichsstücke aus den Landschaften zwischen Thüringer Wald, Harz und Elbe besitzen –, favorisierte schon die zweite Generation zunehmend Waren aus dem Westen, woher die neuen Machthaber am Main kamen: die Franken.

>> Diese Funde sind Teil der "Gräberfelder und Bestattungen aus Bayern" des Bestandes "Archäologische Funde" der Archäologischen Staatssammlung München.