Notenhandschriften traditioneller und populärer Tanz- und Unterhaltungsmusik aus Franken
Eine zentrale Stellung innerhalb der einzelnen Sammelgebiete nimmt das Notenarchiv ein. Es umfasst mehrere tausend handschriftliche und gedruckte Hefte, Stimmbücher und Notenbögen mit instrumentaler Gebrauchsmusik (Tanz-, Konzert- und Unterhaltungsmusik) von ca. 1790 bis in die Gegenwart. Die Sammlung besteht überwiegend aus Nachlässen von Musikanten und Kapellen der Region und beinhaltet sowohl regionale Besonderheiten als auch überregional verbreitete Musikalien. Sie repräsentiert lokale Traditionen des Musizierens, im Einzelfall sogar persönliche Musizierstile und schließt auch Aktivitäten der Volksmusikpflege ein. Verbreitungswege einzelner Musiktitel, Tanzmoden und Besetzungsgewohnheiten sind damit dokumentiert.
Die Auswahl für bavarikon setzt den Schwerpunkt auf Tanzmusik-Noten. Mindestens seit Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der Stil der Tanzmusik in Stadt und Land durch das Vorbild von Militärblasmusiken und Orchestern der Tanzsalons beeinflusst. Die instrumentale Volksmusik vieler Regionen Frankens wird erst mit dem Aufkommen dieser Tanzmusik quellenmäßig greifbar. Die meisten Kapellen konnten gleichermaßen als "Blasmusik" (mit Blech- und Holzblasinstrumenten oder als reine Blechmusik) und als "Streichmusik" (gemischte Besetzung aus Holzblas-, Blechblas- und Streichinstrumenten) auftreten. Diese Befähigung, das musikalische Niveau sowie Besetzungsmoden und regionale Vorlieben spiegeln die ausgewählten Notenbeispiele wider.
In Mittelfranken und Teilen Oberfrankens ist bis heute die Musizierpraxis des Stegreifspiels verbreitet. Die dafür von den Melodie-Spielern angelegten Melodienbücher dienen weniger als Spielvorlage denn als Gedächtnisstütze. Darin sind Teile von Tänzen partienweise notiert, die im Stegreifspiel frei in Form und Abfolge zusammengesetzt werden können.
>> Diese Sammlung ist ein Bestand der Forschungsstelle für fränkische Volksmusik.