„Outsourcing“ der Gewalt – auf Befehl des Kaisers

Augsburg hatte seit Beginn des 14. Jahrhunderts vermehrt mit Überfällen auf seine Kaufmannszüge zu kämpfen. Die eigenhändige Durchsetzung von Recht und individuelle Anwendung von Gewalt durch den Adel, etwa durch Fehden, waren an der Tagesordnung. Deren Unterdrückung war im Reich noch nicht gelungen. Nach erneuten Übergriffen und großen Schäden bis hin zur Schwäbischen Alb seitens der Insassen der Burgen Brenz und Niederstötzingen (beide Baden-Württemberg) trat Ludwig der Bayer (geb. 1282/86, reg. 1314-1347) mit einem Privileg für die Reichsstadt ein. Anstatt selbst aktiv zu werden, berechtigte der Kaiser die Stadt Augsburg und ihre Verbündeten am 11. März 1340, selbst zurückzuschlagen: Die kaiserliche Exekutionsgewalt gegen die Unruhestifter wurde damit offiziell "outgesourct".

Die Bündnispartner gehörten einem unter Ludwig gegründeten und beständig erneuerten Verbund einzelner Städte und Fürsten auf Basis wechselseitiger Hilfe an. Der praktische Nutzen der Vereinbarung und sein hoher Stellenwert waren offensichtlich: Nach nur zwei Monaten waren die Insassen der Burgen besiegt. Anfang Juni schworen schließlich die Grafen von Helfenstein für sich und den tiefer involvierten "Brvn den Gu(e)zz" den Städten Augsburg, Ulm, Esslingen und Reutlingen (alle drei Baden-Württemberg) Urfehde. Für den Kaiser war eine solche Lösung ideal. Augsburg hatte zwar die Kosten ausgelegt, konnte sie sich aber nach den zuvor aufgestellten Regeln großteils zurückholen. Gleichwohl musste Ludwig den zahlungswilligen Städten im Dezember befehlen, den Augsburgern ihre Auslagen zurückzuzahlen, und beteiligte sich mit einer Entschädigung indirekt an der finanziellen Last.

Ludwigs Politik gegenüber den erstarkten Städten und ihrem Bündnis war pragmatisch, denn als mächtige Akteure im Reich konnten sie helfen, einzelne Regionen zu befrieden. Im Augsburger Fall musste sich Ludwig sogar weder am Feldzug noch an den direkten Kosten beteiligen. Überdies schuf er sich keine neuen adeligen Feinde. Das "Outsourcing" hatte seine Vorteile bewiesen.

Jakob Rasch