KulturErben. Bewahrung und Förderung der traditionellen Spezialitätenvielfalt in Oberfranken

Oberfranken weist eine große Vielfalt an traditionellen Speisen, an überlieferten Rezepturen sowie an bäuerlich und handwerklich erzeugten Lebensmitteln auf. Für die Bevölkerung der Region besitzt das kulinarische Erbe eine identitätsstiftende Bedeutung, zumal dieses teilweise auch in das lokale oder regionale Brauch- und Festgeschehen eingebunden ist.

Die heutige Wertschätzung von 'heimischen' pflanzlichen und tierischen Nahrungsmitteln und Speisen und die mit ihr verbundene Wertschöpfung resultieren aus einer historisch zeitweise prekären Situation nach dem Zweiten Weltkrieg, als durch die geopolitische Blockbildung überregionale Beziehungen und Vernetzungen mit anderen Räumen verloren gingen. Die ökonomischen Tätigkeiten in der ländlich geprägten Region konzentrierten sich deshalb besonders bei der Lebensmittelerzeugung auf den Nahraum und förderten kleinteilige Strukturen des Wirtschaftens. Unterstützt wurde dieser Prozess durch den innerdeutschen Tourismus im nord- und nordostbayerischen Grenzgebiet. Heute stellt diese Kleinteiligkeit eine Ressource dar, die für die touristische Wertschöpfung genutzt werden kann und regionale Identität fördert. Relativ zur Einwohnerzahl gibt es in Oberfranken die weltweit wohl meisten Metzgereien, Bäckereien und Brauereien.

Der Verein "Genussregion Oberfranken e. V." mit seinen mehr als 350 Mitgliedern dokumentiert seit 2007 in Zusammenarbeit mit der Handwerkskammer für Oberfranken das kulinarische Erbe der Region. Das Wissen über Rezepte, regionale Rohstoffe sowie besondere Tier- und Pflanzenarten werden in einer Datenbank katalogisiert und auf dem Internetportal des Vereins vorgestellt. Dort finden sich mehr als 300 regionale Spezialitätenbeschreibungen inklusive Speisen- und Zubereitungsfotos, beispielsweise zu Hutkrapfen, Bocksbraten oder gestopften Rüben, sowie Hinweise dazu, wo und wann die Spezialitäten zubereitet oder verkauft werden. Zudem werden Zusammenhänge mit Bräuchen und Festen erläutert, für die besondere Speisen eine Rolle spielen; außerdem gibt es Informationen zu Führungen, Verkostungen und Seminaren. So tragen die Vereinsaktivitäten zu Bewahrung und Förderung einer als traditionell empfundenen Spezialitätenvielfalt bei, fördern aber auch die Nachhaltigkeit ökologischer sowie ökonomischer Kreisläufe und stärken ein kulturelles Miteinander.

Weitere Informationen: https://www.ike.bayern.de/verzeichnis/000245/index.html

>> Diese Sammlung ist ein Teil des Bestandes "KulturErben. Das Bayerische Landesverzeichnis des Immateriellen Kulturerbes" des "Institut für Volkskunde der Kommission für bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften".