KulturErben. Erforschung und Dokumentation von Flur- und Hausnamen in Bayern

Flur- und Hausnamen dienten der alltäglichen Orientierung, bevor sie allmählich von Flurnummern und Straßennamen mit Hausnummern abgelöst wurden. Teilweise sind Flurnamen aber auch heute noch in Gebrauch (z.B. "Hölle", "Roglersbühl"), werden innerhalb von Ortsgemeinschaften weitergegeben oder in Straßennamen übernommen (z.B. "Am Galgenberg", "Hinter der Mühle"). Mancherorts werden Hausnamen auch in Ergänzung oder an Stelle des Familiennamens der Bewohnerinnen und Bewohner verwendet. Die tradierten Flur- und Hausnamen sind sprachlicher Ausdruck der Beziehung der Menschen zur Landschaft, zu den sozialen Strukturen von Siedlungen sowie ihren Bewohnerinnen und Bewohnern. In Bayern sind über 10 Millionen Flurnamen und geschätzt 50.000 Hausnamen überliefert.

Archivalisch können Flur- und Hausnamen, die sich teilweise bis ins Mittelalter zurückverfolgen lassen, vor allem durch Landkarten, Planzeichnungen, Urkunden, Urbare sowie Steuer- und Rechnungsbücher erfasst und verortet werden. Dabei ist es oft schwierig, diese Namen mit den heutigen Koordinatensystemen in Einklang zu bringen, zumal sich Flur- und Hausnamen im Verlauf der Zeit immer wieder verändert haben oder auch gewandert sind. Erste umfassende Erhebungen zu den Namen erfolgten im Zusammenhang mit der systematischen Landesvermessung und der Erstellung der Kataster im frühen 19. Jahrhundert. Seither sind viele Flurnamen im Zuge von Flurbereinigungen und durch den Verlust von markanten Orientierungspunkten (z.B. auffällige Steine, Bäume oder Flurdenkmäler) verschwunden.

Der 1920 gegründete Verband für Orts- und Flurnamenforschung in Bayern e.V. bemüht sich um die systematische Dokumentation, Erforschung und Erhaltung dieser historischen Namen. So wurden zwischen 1920 und 1939 auf Initiative des Verbandes, vor allem von Lehrern und Pfarrern, in den bayerischen Bezirken umfassende Flurnamensammlungen angelegt. 1977 wurde der bis dahin zusammengetragene Bestand sorgfältig aufgenommen und die Vereinsarbeit mit dem Ziel intensiviert, die noch vorhandenen Lücken zu schließen. Heute bemüht sich der Verband mittels Öffentlichkeitsarbeit sowie wissenschaftlichen Publikationen, ein öffentliches Bewusstsein für die Bedeutung der Haus- und Flurnamen zu schaffen.

Weitere Informationen: https://www.ike.bayern.de/verzeichnis/000243/index.html

>> Diese Sammlung ist ein Teil des Bestandes "KulturErben. Das Bayerische Landesverzeichnis des Immateriellen Kulturerbes" des "Institut für Volkskunde der Kommission für bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften".