KulturErben. Förderung von Brettspielen

Das gemeinsame Spielen von Brettspielen ist ein fester Bestandteil der Alltagskultur. Das Spektrum reicht von Spielen, die über Sprach- und Kulturgrenzen hinweg tradiert wurden (z.B. Backgammon), über 'Klassiker' des 19. und 20. Jahrhunderts (z.B. Mensch-ärgere-dich-nicht) bis hin zu jüngeren Neuerfindungen, bei denen es teilweise Überschneidungen mit digitalen Medien gibt. Zum Spielen gehören jeweils Regeln, ein umfassendes System sozialer Aushandlungen und Wertvorstellungen sowie das Schaffen einer temporären Gemeinschaft der Spielenden.

Das Spielen mit Brettspielen, deren Vorläufer bis in antike Kulturen zurückverfolgt werden können, war nicht immer unumstritten. Betrachtet man spätmittelalterliche oder frühneuzeitliche Texte und Bilder, so werden Spielbretter auch als Attribute des Lasters und das Spiel als Sünde dargestellt. Ebenso wurden Spiele immer wieder ideologisch aufgeladen, etwa über kriegsverherrlichende Ausstattungen im Kaiserreich, antisemitische Inhalte im Nationalsozialismus oder rassistische Elemente, über die gegenwärtig kritisch diskutiert wird. So spiegeln Brettspiele historische Entwicklungen und kulturelle Verhandlungen wider.

Kunsthistorisch wertvolle Spieltische und Spieleutensilien, die von Angehörigen des Adels oder in bürgerlichen Salons verwendet wurden, verdeutlichen den hohen Stellenwert des Spielens. Seit der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert bedienten Spielehersteller und Spieleverleger den neu entstehenden umfangreichen Markt für Brettspiele, die sich nun an breitere Gesellschaftsschichten richten. Die Bedeutung der Spieleindustrie wird gegenwärtig auch durch die internationalen Spielemessen und Spielepreise sichtbar. Zu den Trends gehören zudem Brettspiele, die auf Inklusion und Nachhaltigkeit ausgerichtet sind. So ist die soziale, gesellschaftliche und pädagogische Bedeutung von Brettspielen unbestritten.

Das "Deutsche Spielearchiv Nürnberg", das "Spielzeugmuseum Nürnberg" und das "Bayerische Spiele-Archiv Haar" haben es sich, zusammen mit weiteren Institutionen, zur Aufgabe gemacht, das Wissen um Geschichte und Praxis der Spiele zu erhalten, darzustellen und die Brettspielkultur zu fördern. Dies geschieht vor allem durch Publikationen und Ausstellungen sowie die Zusammenarbeit mit Spiele-Clubs.

Weitere Informationen: https://www.ike.bayern.de/verzeichnis/000287/index.html

>> Diese Sammlung ist ein Teil des Bestandes "KulturErben. Das Bayerische Landesverzeichnis des Immateriellen Kulturerbes" des "Institut für Volkskunde der Kommission für bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften".