KulturErben. Hofer Schlappentag

Im oberfränkischen Hof wird alljährlich am Montag nach Trinitatis (eine Woche nach dem Pfingstmontag) der Schlappentag gefeiert. Am Vortag der Feierlichkeiten finden die nichtöffentlichen Schlappenschießen statt, bei denen Personen des öffentlichen Lebens, Privatpersonen, Mitglieder von Vereinen und Firmen im Schießhäuschen gegeneinander antreten. Der Schlappentag selbst wird vom Weckruf eingeleitet, danach erfolgt vor dem Rathaus die Ernennung des neuen Schlappenkönigs bzw. der neuen Schlappenkönigin. Im Festzug ("Schützenauszug") mit Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Vereinen, Handwerk und Schützenwesen, in den sich auch zahlreiche Auswärtige einreihen, geht es zum Festplatz, wo als Begrüßung ein Schluck "Schlappenbier", ein extra für das Fest gebrautes Starkbier, aus Krug oder Kelch angeboten wird. Ausrichter der Feierlichkeiten sind die Interessensverbände des Handwerks sowie der Schützenverein "Privilegierte Scheiben-Schützen-Gesellschaft von 1432" in Verbindung mit der Stadt Hof und einer Brauerei.

Das von den Hofer Bürgerinnen und Bürger als "Nationalfeiertag" proklamierte Ereignis steht historisch in engem Zusammenhang mit paramilitärischen Strukturen der Bürgerbewaffnung und Schützengesellschaften, die sich teilweise bis ins 14. Jahrhundert zurückverfolgen lassen. Durch die Auflösung der Landwehr in Bayern im Jahre 1870 erfolgte zugleich auch die Aufhebung der verpflichtenden Schießübungen der Hofer Bürger.

Die Satzung der Hofer Scheiben-Schützen-Gesellschaft von 1876 lässt sich als Beginn des Schlappentags in seiner heutigen Form lesen. So legte man fest, dass einmal jährlich ein Schützenfest veranstaltet werden soll. Die Bezeichnung Schlappentag findet sich erstmals 1904 in einem Bericht des "Hofer Anzeigers". Als "Schlappen" bezeichnete man einfache Holzschuhe, die im Alltag getragen wurden. Für das verbreitete Narrativ, dass die Handwerker zu den Schießübungen mit Schlappen geeilt seien und der Schlappentag so zu seinem Namen gekommen sei, gibt es bisher keinen Beleg. In der Zeit des Nationalsozialismus wurden 1935 die beiden in Hof bestehenden Schützengesellschaften zwangsvereinigt, politisch instrumentalisiert und mindestens 1936 nahm die Wehrmacht am Schlappentag teil. Deshalb verlagerte sich das Fest teilweise ins Private. Nach dem Zweiten Weltkrieg gründete sich nur eine der beiden Schützengesellschaften, die "Privilegierte Scheiben-Schützen-Gesellschaft", neu und seit 1950 feiert man den Schlappentag wieder in größerem Rahmen.

Weitere Informationen: https://www.ike.bayern.de/verzeichnis/000280/index.html

>> Diese Sammlung ist ein Teil des Bestandes "KulturErben. Das Bayerische Landesverzeichnis des Immateriellen Kulturerbes" des "Institut für Volkskunde der Kommission für bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften".