KulturErben. Englmarisuchen

Beim Englmarisuchen geht es um den legendenhaften Namensgeber des Ortes Sankt Englmar im Landkreis Straubing-Bogen. Mittelalterlich kostümierte Laien aus dem Ort spielen das Auffinden des Leichnams des als selig verehrten Eremiten nach dessen gewaltsamem Tod nach. Das Englmarisuchen findet nachweislich seit etwa der Mitte des 19. Jahrhunderts jährlich statt, abgesehen von der Zeit der Weltkriege.

Ab 1622 wird in Mirakelbüchern über Wundertaten des Einsiedlers Engelmar (geb. im 11. Jahrhundert im Bistum Passau) berichtet, der um den Januar 1100 aus Neid erschlagen worden sein soll. Sein Leichnam sei an der Stelle der heutigen Leonhards-Kapelle im Schnee versteckt gewesen, am darauffolgenden Pfingstfest unversehrt aufgefunden und mit einem Ochsengespann zu Tal gebracht worden. Der Legende nach erbaute man im Jahr 1131 an der Stelle, an der die Ochsen anhielten, eine steinerne Kirche. Hier entwickelte sich im 17. und 18. Jahrhundert eine Wallfahrt. Das Englmarisuchen war um 1850 als Szene in die Fronleichnamsprozession integriert. Auf Initiative des örtlichen Pfarrers Weiß wurde es 1907 auf den Pfingstmontag verlegt und um eine Bergmesse ergänzt. Pfarrer Matthias Treiber nahm 1936 die neu erfundenen Figuren des mit Zweigen verhüllten "Pfingstl" und der peitschenknallenden "Pfingstltuscher" in den Brauch auf, hinzu kam ein Jahr später mit dem Englmarisingen eine Abendandacht an der Statue "Steinerner Engelmar".

Den Auftakt des heutigen Brauchgeschehens bildet am Freitag vor Pfingsten das Englmarisingen der Wallfahrerinnen und Wallfahrer. Am Pfingstmontag wecken Böllerschüsse die Bevölkerung. Bei einem Standkonzert treten Pfingstltuscher und Pfingstl auf. Dem anschließenden Festzug zum Kapellenberg folgen Reiterinnen und Reiter aus dem Umland, deren Tiere später gesegnet werden. Am Berg wird die Legende des hl. Eneglmar verlesen. Bei der danach gespielten Suche finden die Darstellerinnen und Darsteller den "Leichnam" in Form einer bemalten Holzfigur in einer oberhalb des Kapellenberges gelegenen Grotte im Wald. Nach einer Bergmesse bringen sie die etwa lebensgroße Engelmar-Statue auf einem von Ochsen gezogenen Wagen ins Tal zur Pfarrkirche zum Te Deum. Schließlich setzt sich der Festzug entlang der geschmückten Häuser Richtung Festzelt in Bewegung. In das Englmarisuchen sind etwa 3.000 Mitwirkende eingebunden. Das Wissen über den Brauch wird innerhalb der Familien, im örtlichen Kindergarten sowie im schulischen Bereich aktiv weitergegeben.

Weitere Informationen: https://www.ike.bayern.de/verzeichnis/000331/index.html

>> Diese Sammlung ist ein Teil des Bestandes "KulturErben. Das Bayerische Landesverzeichnis des Immateriellen Kulturerbes" des "Institut für Volkskunde der Kommission für bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften"