KulturErben. Fränkische Passionsspiele Sömmersdorf

Regelmäßig alle fünf Jahre finden seit 1968 Passionsspiele in Sömmersdorf statt. Beteiligt sind rund 400 Personen aus der etwa 700-köpfigen Bevölkerung, auf und hinter der Bühne. Sie verwandeln in den Sommermonaten die Freilichtbühne am Passionsweg zum Schauplatz der Lebens- und Leidensgeschichte Jesu von Nazareth. Während einer Spielzeit besuchen mehr als 30.000 Zuschauerinnen und Zuschauer die Vorstellungen. In den Jahren zwischen den Passionsspielen bringen die Sömmersdorfer andere Stücke auf die Bühne.

Im Jahr 1933 rief Papst Pius XI. (1922-1939, geb. 1857) zum 1.900sten Todestag Christi ein "Heiliges Jahr" aus. Dies motivierte den Lehrer Guido Halbig (1904-1988), Leiter des Sömmersdorfer Männergesangsvereins und der Theatergruppe, zu einem Passionsspiel. In den Jahren 1933/1934 spielte man vor rund 14.000 Zuschauenden 29 Mal die Passion; die Aufführungen fanden im Wirtshaus statt. 1935 erließ die Reichstheaterkammer ein Aufführungsverbot. In den Jahren 1957, 1958, 1961 und 1967 organisierte man die Spiele erneut – Regie führte wieder Guido Halbig, der bis 1983 aktiv war. Als Spielort dient seit 1957 eine Freilichtbühne am Dorfrand, die man auf einem eigens dafür gerodeten Waldstück erbaute. Sie wurde später mehrmals erweitert und technisch erneuert, zuletzt überdachte man 2018 die Sitzreihen.

Seit der Spielzeit 1988 wurden vier professionelle Spielleiterinnen und -leiter von außerhalb engagiert. Sie brachten neue Aspekte ein, wie aktuelle gesellschaftliche Themen in den Spieltext oder Workshops zur Weiterentwicklung der Mitspielenden. Man veränderte beispielsweise die Darstellung jüdischer Charaktere, um antisemitischen Stereotypen zu begegnen, und erweiterte Frauenrollen oder fügte dem Spiel neue hinzu.

Die inszenatorischen Veränderungen des Passionsspiels erfolgen stets im Austausch mit dem 1961 gegründeten Trägerverein Fränkische Passionsspiele Sömmersdorf e.V. Am Schauspiel teilnehmen dürfen grundsätzlich alle, die im Ort wohnen oder einmal dort ansässig waren. Vor jeder Spielzeit wird die Bevölkerung befragt, wer in welcher Funktion auf der Bühne oder hinter den Kulissen mitmachen möchte, zudem werden individuelle Kompetenzen berücksichtigt. Manche Darstellende besuchen Theaterkurse, um sich weiterzubilden. Durch die intensive Einbindung der gesamten örtlichen Bevölkerung "wachsen" die Sömmersdorfer in das Schauspielgeschehen hinein. Weitere örtliche Vereine sorgen für die Regelung des Verkehrs oder kümmern sich um die Verpflegung.

Weitere Informationen: https://www.ike.bayern.de/verzeichnis/000333/index.html

>> Diese Sammlung ist ein Teil des Bestandes "KulturErben. Das Bayerische Landesverzeichnis des Immateriellen Kulturerbes" des "Institut für Volkskunde der Kommission für bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften"