KulturErben. Gregorius-Fest

Das Gregorius-Fest (auch Gregori oder Gregorien-Fest) ist ein Schul- und Kinderfest, das in der Frühen Neuzeit im Süden und der Mitte Deutschlands weit verbreitet war. Heute gibt es Gregorius-Feste in einigen Regionen Oberfrankens in Bayern sowie vereinzelt in Thüringen und Baden-Württemberg. In den Orten Creußen, Kasendorf, Kulmbach, Pegnitz, Schnabelwaid und Thurnau lässt sich Gregori bis ins 16. beziehungsweise ins 17. Jahrhundert zurückverfolgen. Die örtlichen Schulen, Elternbeiräte, Fördervereine oder Kommunen organisieren die Feste gegen Ende des Schuljahres im Juli. Trotz lokaler Unterschiede sind viele Brauchelemente ähnlich. Hierzu zählen ein von Musik und Tanz begleiteter Umzug der festlich gekleideten Schulkinder durch den geschmückten Ort, bei dem die Schülerinnen und Schüler Blumenbögen und -kränze sowie verzierte Klassenschilder mit sich führen. Auf einem Festplatz finden musikalische und lyrische Vorführungen sowie Tänze und Spiele statt.

Das Fest ist nach Papst Gregor I. (590-604, geb. um 540, heiliggesprochen 1295) als Patron des Schulwesens benannt und wurde lange Zeit am 12. März, seinem Todestag, begangen. Zum Fest gehörte stets eine Messe. Ihr folgte ein Umzug durch den Ort, den nicht selten ein Kinderbischof oder Kinderpapst anführte. Der Umzug war zugleich ein "Heischegang", bei dem Schüler und Lehrer Gaben und Geld zur Bezahlung der Lehrer sammelten. Gregorius-Feste waren im 18. Jahrhundert kurzzeitig verboten und wurden im 19. Jahrhundert wieder neu belebt.

Heute wirken Lehrkräfte, Schulkinder und ihre Familien bei den wochenlangen Vorbereitungen für die Feste mit. Sowohl das Binden der Blumenkränze als auch die Tänze, die extra einstudiert werden, setzen persönliches Geschick und tradiertes Wissen voraus. Zum Fest gehören auch eigens gedichtete Lieder. Statt eines Kinderbischofs führt heute eine Person des öffentlichen Lebens den Umzug an. In Kasendorf und Thurnau läuft ein "Gendarm", ein Bürger in historischer bayerischer Polizeiuniform, an der Spitze; einige Schüler sind in Soldatenuniformen gekleidet und tragen hölzerne Waffen mit sich. Ein Höhepunkt ist der mit Blumenbögen ausgeführte Reigentanz der älteren Schulkinder. An einigen Orten laufen bereits Vorschulkinder im Festumzug mit und werden spielerisch in die Gemeinschaft integriert. Für ihre Darbietungen erhalten die Kinder Gregori-Gaben wie Brezeln, Bratwürste, Süßigkeiten und andere kleine Geschenke.

Weitere Informationen: https://www.ike.bayern.de/verzeichnis/000336/index.html

>> Diese Sammlung ist ein Teil des Bestandes "KulturErben. Das Bayerische Landesverzeichnis des Immateriellen Kulturerbes" des "Institut für Volkskunde der Kommission für bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften"