KulturErben. Laudenbacher Osternachtsingen

Jährlich in den zwei Nächten vor Ostersonntag zieht im etwa 1.500 Einwohner zählenden, überwiegend katholischen Laudenbach am Main (Unterfranken) eine Gruppe junger Männer durch die Gemeinde. In der Nacht von Karfreitag auf Karsamstag verkündet sie vor den Häusern mit Ratschen (örtlich genannt "Raspeln", hölzerne Lärminstrumente) und Gesang die Geschichte von Kreuzigung und Grablegung Jesu, in der Nacht von Karsamstag auf Ostersonntag die seiner Auferstehung. Für ihre Darbietung erhalten die Sänger von Einwohnerinnen und Einwohnern Getränke und Wegzehrung sowie Geldspenden. Der Heischebrauch geht auf ehemals weiter verbreitete, mittlerweile aber kaum mehr ausgeübte Formen des Ostersingens zurück. Eine Besonderheit in Laudenbach ist der dreistimmige Gesang (Bass, Bariton, Tenor). Die Sänger sind männlich, unverheiratet und nicht älter als 30 Jahre.

Das Klappern (Ratschen) war an den Kartagen als religiös motivierte Tradition seit dem 13. Jahrhundert in vielen Regionen Deutschlands üblich, da zu dieser Zeit die Kirchenglocken nicht läuteten. Seit wann es die Kombination von Ratschen und Singen in Laudenbach gibt, ist aktuell ungeklärt. Zum ersten Mal schriftlich erwähnt wurde der Brauch 1908 in einem Schreiben an das königlich-bayerische Bezirksamt Miltenberg, er ist aber vermutlich älter, was im Heimat- und Geschichtsverein Laudenbach aufbewahrte Dokumente belegen sollen. Karl Josef Scheurings Volksliedersammlung (1928) und Valentin Pfeifers "Spessartvolk: Sitte und Brauch" (1929) enthalten den Passionsliedtext, den die Ostersänger heute leicht abgewandelt in der Nacht von Karfreitag auf Karsamstag singen. Die Auferstehungsbotschaft, die in der Nacht auf Ostersonntag in Laudenbach gesungen wird, besitzt folgenden Wortlaut:

"Erstanden ist heut' Gottes Sohn, auferstanden ist Gottes Sohn.
Christus ist erstanden von seinen Martern allen.
Alleluja! Das ist das Ave Maria.
Erstanden ist Herr Jesu Christ, der aller Welt Erlöser ist.
Alleluja! Das ist das Ave Maria, Maria."

Die Osternachtsänger organisieren sich selbst, unterstützt vom Heimat- und Geschichtsverein Laudenbach, der sich um die Erhaltung des Brauches bemüht. Weitergegeben werden die Liedtexte und das Wissen über das tonreine Singen der Choräle sowie Informationen über den Ablauf und die etwa 17 km lange Wegstrecke. Die Sänger motiviert das Gemeinschaftserlebnis in der Gruppe und der Wunsch, die Osterbotschaft nahezubringen. Da viele Zugezogene den Brauch nicht kennen und die nächtlichen Auftritte gelegentlich zu Irritationen führen, informiert das Gemeindeblatt über das Geschehen.

Weitere Informationen: https://www.ike.bayern.de/verzeichnis/000338/index.html

>> Diese Sammlung ist ein Teil des Bestandes "KulturErben. Das Bayerische Landesverzeichnis des Immateriellen Kulturerbes" des "Institut für Volkskunde der Kommission für bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften"