KulturErben. Verehrungspraktiken der hl. Walburga in Eichstätt

Heute kommen jährlich bis zu 20.000 Pilgernde und Besuchende aus aller Welt zum Grab der hl. Walburga (um 710 – um 779) in das Kloster St. Walburg in Eichstätt, dem Zentrum ihrer Verehrung. Der Ort besitzt für Gläubige eine hohe Anziehungskraft, aber auch Nichtgläubige besuchen ihn. Neben Wallfahrten mit Bitten und Votivgaben gehört es zu den Verehrungspraktiken, das vom Grab der Heiligen stammende "Walburgisöl" mitzunehmen, dem eine heilbringende Wirkung zugesprochen wird.

Walburga lebte im 8. Jahrhundert, stammte aus England und war zuletzt Äbtissin des benediktinischen Doppelklosters in Heidenheim an der Brenz, wo sie um 779 verstarb. Um den 1. Mai 870 soll sie von Papst Hadrian II. (867-872, geb. 792) heiliggesprochen worden sein, zugleich überführte man ihre Gebeine nach Eichstätt und bestattete sie in der damaligen Kreuzkirche. Nach der Gründung der Benediktinerinnenabtei St. Walburg 1035 am selben Ort erfolgte im Jahr 1042 die Umbettung der Reliquien in den Hochaltar der nunmehrigen Walburgakirche. Seit dieser Zeit breitete sich die Verehrung der hl. Walburga in Europa und weltweit aus. Als Schutzpatronin der Kranken wird sie bis heute auch bei Hungersnöten und Seuchen angerufen. Seit 1078 wird berichtet, dass sich alljährlich etwa zwischen dem 12. Oktober (Tag der Beisetzung ihrer Reliquien in Eichstätt) und dem 25. Februar (Sterbetag in Heidenheim) unter dem Boden des Sarkophags der hl. Walburga heilbringendes Wasser ansammelt, das "Walburgisöl" genannt wird. Die Nonnen fangen es auf, füllen es in kleine Glasfläschchen ab und bewahren sie in aufwändig verzierten Holzkistchen auf. Sammeln und Weitergeben des "Öls" sind bis heute wichtige Aufgaben der Benediktinerinnen, die diese Praxis selbst in Kriegszeiten fortsetzten. Trotz der Einschränkungen durch den Nationalsozialismus bekannten sich anlässlich der 900-jährigen Verehrung der hl. Walburga im Jahr 1935 etwa 50.000 Pilgernde zu ihr und zum katholischen Glauben.

Die Bedeutung der hl. Walburga zeigt sich in zahlreichen Votivtafeln, die in der Gruft des Klosters als Dank für Gebetserhörungen angebracht sind. Sie sind ein Spiegel alltäglicher Sorgen und Nöte. Neuere Votivtafeln zeugen beispielsweise von Autounfällen oder Geburtskomplikationen. Daneben suchen manche das Gespräch mit den Nonnen, bringen ihre Anliegen vor oder bitten um deren Gebet. Das Kloster versucht, durch den Ausbau von digitalen Angeboten den heutigen Anforderungen gerecht zu werden und so weiterhin Interessierte zu erreichen.

Weitere Informationen: https://www.ike.bayern.de/verzeichnis/000451/index.html

>> Diese Sammlung ist ein Teil des Bestandes "KulturErben. Das Bayerische Landesverzeichnis des Immateriellen Kulturerbes" des "Institut für Volkskunde der Kommission für bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften"