Jubiläum 1910

1910 feierte man das 100-jährige Jubiläum des Oktoberfestes. Die Stadt München zeigte sich großzügig und veranstaltete die aufwendigste Feier in der Geschichte der Wiesn. Wettkämpfe, die es im Laufe der Jahre immer wieder gegeben hatte, wurden erneut aufgeführt. Es fand ein großer Huldigungsfestzug mit vielen eigens dafür gefertigten historischen Kostümen und bayerischen Trachten statt. Im Stadtmuseum wurde eine große Ausstellung zur Geschichte des Festes gezeigt und der Münchner Stadtarchivar Ernst von Destouches (1843-1916) publizierte mehrere Festschriften, wie das hier gezeigte Gedenkbuch. Dieses Exemplar war als Geschenkbuch für die breite Öffentlichkeit gedacht. Neben einem kleineren Aufsatz zur Geschichte des Oktoberfestes enthält es eine Vielzahl von humoristischen Geschichten zum Oktoberfest, verfasst von bayerischen Schriftstellern.

Zur Erinnerung an das Fest wurden mehrere Gedenkmedaillen geprägt. Neben den offiziellen erschien auch das hier gezeigte Exemplar des Münchner Medailleurs Karl Goetz (1875-1950). Auf der Vorderseite werden die Porträts von Ludwig I. (1786-1868) und Therese von Sachsen-Hildburghausen (1792-1854) zusammen mit dem Bild ihres Sohnes, des Prinzregenten Luitpold (1821-1912) gezeigt. Auf der Rückseite ist ein Maibaum mit den Stadtwappen der acht Regierungsbezirkshauptstädte zu sehen. Die zwei rennenden Pferde mit Reiter spielen auf das erste Pferderennen 1810 an. Die Medaille konnte man 1910 in Ausgaben aus Bronze, Silber oder Aluminium erwerben.

Während des Festes entstanden auch die ersten Filmaufnahmen des Oktoberfestes. Die überlieferte Filmrolle, die hier zu sehen ist, zeigt die Aufnahmen in willkürlich aneinandergereihten Szenen, die eigentlich eine ganz andere zeitliche Abfolge hatten. Zu sehen sind unter anderem verschiedene Szenen mit sportlichen Wettbewerben, der feierliche Einzug des Prinzregenten und Teile des Pferderennens. Es finden sich aber auch verschiedene Rennszenen, die auf der Rennbahn in München-Riem stattfanden und nicht zum Oktoberfest gehören.

Stefan Schnupp