Ermittlungen

Direkt nach dem Anschlag übernahmen das Bayerische Landeskriminalamt (LKA) und der Generalbundesanwalt die Ermittlungen. Schnell stellte sich heraus, dass der Attentäter Gundolf Köhler Kontakte zu einer rechtsextremen paramilitärischen Gruppierung gepflegt hatte und vor der Tat in Begleitung mehrerer Personen gesehen worden war. Dennoch konnten keine stichhaltigen Beweise für Mittäter erbracht werden. Das LKA stellte die Ermittlungen im Mai 1981 ein, der Generalbundesanwalt schloss das Verfahren im November 1982 ab. Trotz vieler Ungereimtheiten galt Köhler nun als unpolitischer Einzeltäter.

Angehörige der Opfer und ihre Anwälte konnten dies nicht akzeptieren. Gemeinsam mit verschiedenen Gruppierungen und Institutionen, darunter Initiativen gegen Rechtsextremismus und der Deutsche Gewerkschaftsbund, organisierten sie an den Jahrestagen des Anschlags Kundgebungen und Demonstrationen. 1981 erinnerten sie auf dem Münchner Marienplatz an die Opfer und warnten vor einem Wiedererstarken des Faschismus. 1982 richteten sich die Veranstalter mit Plakaten gegen die Politik des damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß (1915-1988), der ihrer Ansicht nach unzureichend gegen Rechtsextremismus vorging. Neben dem Oktoberfest-Attentat werden auf dem Plakat weitere Verbrechen genannt sowie Maßnahmen der bayerischen Staatsregierung kritisch kommentiert.

Den jahrzehntelangen Bemühungen des Opferanwalts Werner Dietrich und des Journalisten Ulrich Chaussy (geb. 1953) sowie dem auf Chaussys Recherchen fußenden Spielfilm "Der blinde Fleck" (2013) ist es zu verdanken, dass die Ermittlungen erneut aufgenommen wurden. Von 2014 bis 2020 arbeitete eine im Auftrag des Generalbundesanwalts tätige Sonderkommission des bayerischen LKA. Mittäter konnte sie jedoch auch dieses Mal nicht identifizieren. Allerdings wurden die Tatmotive und die Persönlichkeit Köhlers grundlegend neu bewertet, so dass der Anschlag nun als rechtsextremistisch motiviert gilt. Für die Opfer und ihre Hinterbliebenen ist dies von enormer Bedeutung.

Matthias Bader