Erste Vergnügungs- und Verpflegungsangebote

Millionen Liter Bier, hunderttausende Würstl, Hendl, Steckerlfisch, Brezen, gebrannte Mandeln, Zuckerwatte, dazu über 170 Fahrgeschäfte – das Vergnügungs- und Verpflegungsangebot ist heute unerschöpflich auf der Wiesn. Am Anfang sah es dagegen noch wesentlich bescheidener aus:

Einige "Traiteurs" stellten auf der Anhöhe mit den Zuschauern, die damals noch zum Dorf Sendling gehörte, kleine Zelte und einfache Bretterbuden auf. Sie boten Bier, Wein und einfache Speisen feil, Essen und Trinken mussten die Festbesucher im Freien. Am rechten unteren Bildrand des Gemäldes von Heinrich Adam ist dies gut zu erkennen. Schnell wünschte sich die Stadt München jedoch Komfortableres und vergab ab 1818 Konzessionen zum Bierausschank auf der Theresienwiese. Brauer und Wirte errichteten nun neben dem Königszelt Wirtsbuden mit Aufbauten und Innenräumen, auf Adams Bild mittig rechts zu sehen. Außer am "flüssigen Brot" und am Wein labte man sich etwa an Likören, Käse, Nüssen, Rettich, Früchten und diversen Süßspeisen. Man konnte sich seine Brotzeit aber auch selbst mitbringen. Die Verköstigung entwickelte sich schnell zu einer wichtigen Größe. Der Münchner Magistrat wollte den Betrieb allerdings nicht ausweiten und führte schon 1824 Beschränkungen ein: Auf der Festwiese durften von nun an nicht mehr als 18 Münchner Wirte gegen ein Entgelt Buden betreiben. Ihre Zusammensetzung wurde jedes Jahr neu ausgelost. Hinzu kamen ein bis drei Wirte der Schützengesellschaft. Auf der Sendlinger Anhöhe konnten weitere vier Wirte aus dem Landgericht München Bier zapfen.

Anton Gruber (1784-1835) ist der erste Wiesnwirt, von dem ein Porträt überliefert ist. Im Jahr der Kronprinzenhochzeit hatte Gruber auf einer Münchner Isarinsel einen Vergnügungsbetrieb gegründet und ihn nach dem Wiener Prater benannt – so erhielt die "Prater-Insel" ihren Namen. 1818 war er zudem der Erste, der eine Genehmigung für "Volksbelustigungen" auf der Wiesn erhielt und daraufhin Schaukeln und Karussells aufstellen ließ. Bald boten auch andere Wirte Spiele wie Sacklaufen, Hosenrennen oder Baumsteigen an. In den Buden auf der Festwiese unterhielten Musikkapellen und Sänger die Gäste, die außerdem auf Podien tanzen oder kegeln konnten.

Matthias Bader