Erlebnisgastronomie

Bis zur Etablierung der großen Bierhallen dominierte ein Ring aus 18 oder 20 Wirtsbuden den Festplatz. Die ersten Buden auf der Sendlinger Anhöhe waren noch sehr einfach gestaltet. Seit 1818 auch auf der Theresienwiese Gastronomie erlaubt wurde, entstanden in den folgenden Jahrzehnten immer aufwendiger gezimmerte Häuschen. Sie umfassten einen Gastraum von anfangs 55, später auch 70qm, eine Küche mit Herd, eine Schänke sowie im Freien einen Biergarten. Um das ländliche Erscheinungsbild der Wiesn zu betonen, genehmigte die Stadt München bevorzugt Entwürfe für Buden, deren Gestaltung sich nach dem "alpenländischen" Stil richtete.

Ein Teil des Wirtsbudenrings und die Anordnung der Gasthäuser sind in der Bleistiftzeichnung von Joseph Watter gut erkennbar. Da die Buden relativ klein waren, spielte sich das Geschehen in erster Linie im Freien ab. Das Bier floss schon im 19. Jahrhundert in Strömen – 1887 tranken die Wiesngäste 270.000 Liter. In den 1870er-Jahren konnten sie sich außerdem in 20 Wurstküchen, an 30 Käse- und 6 Küchelbäckerständen verköstigen lassen und bei Händlern Obst, Brot und Süßigkeiten erstehen.

Für Unterhaltung war ebenfalls ausreichend gesorgt: Musikkapellen spielten, Besucher konnten sich an verschiedenen Spielen erfreuen. Immer wieder kam es dabei auch zu Auseinandersetzungen, so dass der Münchner Magistrat einige Angebote wieder verbieten musste. Der Zeichner Gustav Sundblad (1835-1891) hielt verschiedene Szenen skizzenhaft fest. Sehr beliebt waren Kegelbahnen, die es zunächst auf der Sendlinger Anhöhe, später dann auch innerhalb des Wirtsbudenrings gab (drittes Bild von oben, rechts). Nach Schlägereien und Tumulten durften die Bahnen seit 1866 nicht mehr betrieben werden. Gleiches galt für die brutalen Wettkämpfe der "Hundehetze", seit 1865 untersagt (zweites Bild von oben, rechts). Zum Tanz spielten auch "Bettelmusikanten" auf, die von Tisch zu Tisch zogen (zweites Bild von oben, links). Nicht fehlen durften selbstverständlich das Pferderennen und das Schießen (erstes und letztes drittes Bild von oben, links).

Matthias Bader