Hendl, Ochs und Steckerlfisch

Seit seinen Anfängen ist das Oktoberfest auch ein Ort des kulinarischen Genusses – weltbekannt sind neben dem Bier etwa bayerische Spezialitäten wie Hendl, Brezn oder Bratwürstel. Dem Festpublikum wird jedes Jahr eine enorme Auswahl an verschiedensten Speisen angeboten. Das Münchner Fremdenblatt fragte sich im Jahr 1898 sogar: "Was die Oktoberfestwiesnluft überhaupt alles vertragen kann, ohne daß ihr schlecht wird, das grenzt an´s Wunderbare".

In dem Gemälde des Künstlers Alfred Schwarzschild (1874-1948) aus dem Jahr 1928 wird die Volksfestatmosphäre auf der Theresienwiese aufgegriffen. Das Paar im Vordergrund ist mit Oktoberfest-typischen Souvenirs und Speisen gezeigt. Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die Bewirtungsbetriebe den Bedürfnissen des Festpublikums entsprechend angepasst. Mit aufwendig gestalteten Buden und Festhallen wetteifer(te)n die Wirte um die Gunst der Gäste. Zu den seit den Anfangsjahren bestehenden Angeboten gesellte sich im Jahr 1885 die Hühnerbraterei von Josef Ammer. Bis zum Zweiten Weltkrieg hatten die Wiesnhendl allerdings noch nicht ihren Stellenwert als eine der bekanntesten Oktoberfestspeisen und waren eher eine kulinarische Besonderheit. Lange Zeit war es üblich, Hühner selbst mit zu bringen und sie gegen Geld in den Hühnerbratereien zubereiten zu lassen.

1904 errichtete der Münchner Fischhändler und Wirt Josef Pravida eine neue Wirtsbude. Das originelle Fachwerkhaus im äußeren Festbudenring war mit einem Krüppelwalmdach samt Storchennest, einem Kahn und Reusen an der Fassade ausgestattet. Pravida nannte die Bude zunächst "Fischerhütte zum Holländer", erst 1907 taufte er sie in "Fischer-Vroni" um. Unter diesem Namen besteht der Betrieb noch heute. Die Steckerlfische der Fischer Vroni, über offener Glut gegrillt, erfreuen sich stets großer Beliebtheit.

Johann Rößlers Ochsenbraterei, 1881 erstmals auf dem Oktoberfest vertreten, bot dem Festpublikum eine Sensation der besonderen Art. Der Metzgermeister hatte eine Vorrichtung erfunden, die das Braten eines ganzen Ochsens am Spieß erlaubte. Diese Attraktion schien spektakulär genug, um dafür Eintritt zu verlangen. Die hier präsentierten Plakate stammen vom Oktoberfest 1882. Eine Abbildung zeigt die damals noch freistehende Bratstätte mit Herd, Anrichte und Serviertheke.

Schon früh verkauften Händler auf dem Oktoberfest süße Speisen wie Backwaren, Schokoladen, heimisches Obst oder Honig. Ein exotischer Verkaufsschlager war der sogenannte Türkische Honig. In der historischen Aufnahme aus den 1930er-Jahren ist ein Verkäufer der Süßigkeit zu sehen. Der Honig wurde von einem großen Block abgeschabt und auf ein Papier drapiert. Kandierte Früchte entwickelten sich im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts zu einem typischen "Wiesnsnack".

Julia Misamer