Wiesn-Kellnerinnen
Der zur Symbolfigur avancierten gewandten, starken, zuvorkommenden und humorvollen Wiesn-Kellnerin wurde bereits früh eine wesentliche Funktion beim Aufkommen der Stimmung in den Oktoberfest-Zelten und den damit verbundenen Umsätzen zugeschrieben. Die Xylographie von 1898 stellt verschiedene Arten der Bierzelt-Unterhaltung dar. Zentral gezeigt ist hier das Innenleben der Riesenhalle von Georg Lang (1866-1904). Dieser Ausschnitt wird von sechs "Kellnerinnen-Typen" umrahmt. Zu sehen sind die Kellnerinnen der Buden von Salvator-Bräu, Kochel-Bräu, Schottenhamel, Steyrer Hans, Löwenbräu und Dreher aus Wien mit ihrer jeweiligen Tracht.
Das Arbeiten auf dem Oktoberfest ist bis heute ein Knochenjob. Nach den Böllerschüssen, die um 12 Uhr von der Treppe von der Bavaria abgegeben werden, heißt es über zwei Wochen lang volle Maßkrüge schleppen, Hendl balancieren und alles im Takt der ausgelassenen Stimmung der Zelte. Ein voller Maßkrug wiegt etwas mehr als zwei Kilogramm.
In einer historischen Fotografie von 1921 hielt der Fotograf Philipp Kester (1873-1958) eine Wiesn-Kellnerin fest. Die Frau trägt eine Alt-Münchner Tracht und stemmt ganze zwölf Maßkrüge vor sich. An dem Schnürmieder des Dirndls sind Plaketten, auch Kellnerinnen-Marken genannt, zu erkennen. Die Marken werden bis heute zur Legitimation von den Festwirten an ihr Servicepersonal ausgehändigt. Für jedes Zelt werden eigene, kunstvoll gestaltete Plaketten entworfen.
Julia Misamer