Richard Süßmeier

Der Hotelier, Gastronom und Wiesn-Wirt Richard Süßmeier (1930-2020) übernahm bereits 1948 von seinen Eltern das Wirtshaus Straubinger Hof am Viktualienmarkt. Als einer der jüngsten Wiesn-Wirte erwarb Süßmeier das damals wirtschaftlich unbedeutende Armbrustschützenzelt auf dem Oktoberfest. Dieses baute er binnen weniger Jahre zu einem erfolgreichen Großunternehmen aus.

Schon bei seinem ersten Oktoberfest-Einzug polarisierte der "Wirte-Napoleon", wie er wegen seiner Körpergröße und seiner Lust an der Verkleidung gerne genannt wurde. Während die großen Wirte in ihren geschmückten Kutschen einzogen, setzte er sich auf einen Karren mit Eseln. Damit war er Stadtgespräch und das befeuerte er zusätzlich noch durch geschickte Marketingaktionen. 1970 wurde Süßmeier zum Sprecher der Wiesn-Wirte gewählt. Mit großer Schlagfertigkeit zementierte er die Unantastbarkeit der Oktoberfest-Wirte in München.

Einen lokalen Politskandal verursachte Süßmeier 1984, als er sich über den damaligen Kreisverwaltungsreferenten Dr. Peter Gauweiler öffentlich mokierte. Dieser hatte strenge Kontrollen bei den Wiesn-Wirten angekündigt. Der Wirt provozierte unter anderem offen mit einer Vorführung, wie man aus einem 200-Liter-Fass 300 Maß Bier ausschenken und aus einem Hendl drei halbe Hendl teilen kann.
In dem hier gezeigten Interviewausschnitt berichtet Richard Süßmeier über den Ablauf, der von Kreisverwaltungsreferent Dr. Peter Gauweiler angeordneten Kontrollmaßnahmen an den Schänken auf der Wiesn 1984.

Als Folge der Provokationen verschärfte die Kreisverwaltung die Kontrollmaßnahmen um Süßmeiers Betrieb, was im September 1984 zum Verlust der Wiesn-Konzession führte. Seiner Beliebtheit tat dies keinen Abbruch. Bis zu Süßmeiers Tod waren seine Starkbierreden im Augustiner Keller und viele andere Ansprachen Höhepunkte bei zahlreichen Festen in der Stadt.

Julia Misamer