Nationalsozialismus

Der Nationalsozialismus entstand als politische Bewegung kurz nach dem Ersten Weltkrieg 1919/20 in München. Seine Wurzeln liegen in völkisch-antisemitischen, sozialdarwinistisch orientierten Bewegungen, Parteien und Vereinigungen, die sich seit dem letzten Viertel des 19. Jahrhunderts im Deutschen Kaiserreich und in Österreich-Ungarn gebildet hatten. 1920 wurde in München die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) gegründet, deren Vorsitz 1921 Adolf Hitler (1889-1945) übernahm. Der Nationalsozialismus ist gekennzeichnet von einem radikalen, rassisch-völkischen Antisemitismus, der Bereitschaft zu Gewalt und Terror und von extremem Nationalismus. Haltung und Machtanspruch in Bezug auf Staat und Gesellschaft waren totalitär und antidemokratisch.

Die NSDAP erhielt in der Weimarer Republik (1919-1933) vor allem infolge der Regelungen der Versailler Verträge von 1919 und dann wieder seit der Weltwirtschaftskrise ab 1929 großen Zuspruch. 1933 wurde Hitler zum Reichskanzler ernannt. Daraufhin gelang es der NSDAP in kurzer Zeit, Deutschland in eine totalitäre Diktatur zu verwandeln. Andersdenkende oder im Rahmen der NS-Ideologie als "minderwertig" oder "lebensunwert" eingestufte Menschen wurden entrechtet, verfolgt und ermordet. Ab 1939 entfesselte der NS-Staat den Zweiten Weltkrieg und besetzte und eroberte weite Gebiete in ganz Europa. In Teilen Osteuropas führte das "Dritte Reich" einen Vernichtungskrieg. Etwa sechs Millionen europäische Juden und weitere sechs bis acht Millionen Zivilisten wurden ermordet. Der Genozid an den Juden wird als "Holocaust" oder "Shoa" bezeichnet. Insgesamt fielen etwa 50 Millionen Menschen dem Krieg zum Opfer. Die USA, Großbritannien und die UdSSR konnten Deutschland und seine Verbündeten 1945 besiegen und damit den Krieg beenden. Die Schreckensherrschaft des Nationalsozialismus als Mahnung ist zentrales Element der deutschen Erinnerungs- und Gedenkkultur.