Die Rückenansicht des spätmittelalterlichen Trägergewandes der Bamberger Tunika

Diözesanmuseum Bamberg

Beschreibung

Auf diesem Trägergewand, das heute separat im Depot verwahrt wird, waren bis zur Restaurierung der Bamberger Tunika 1954-1955 die gestickten Besätze angebracht. Die Ärmel waren in diesem Zustand deutlich weiter als in der heutigen Form, das Gewand insgesamt weiter und etwa 20 cm kürzer. Der Saumbesatz verlief ausschließlich parallel zur Saumkante, seitliche Schlitze fehlten. An den Stellen, an denen die gestickten Besätze montiert waren, ist heute das Leinengewebe sichtbar, das das Gewand bildet. Darauf sind Fragmente verschiedener Seidengewebe montiert, die von spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Reparaturen stammen. Zwei floral gemusterte Damaste stammen aus dem 18. Jahrhundert. Der Aachener Kanoniker und Textilsammler Franz Bock entfernte von diesem Trägergewand bei seiner Untersuchung in den späten 1850er Jahren fünf verschiedene Seidengewebe. Sie sind heute in verschiedenen europäischen Sammlungen zu finden und stammen aus unterschiedlichen Zeiten, von der zweiten Hälfte des 11. bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts. Sie alle zeugen von den zahlreichen Reparaturen, die die Bamberger Tunika als Kunigundenrock erfahren hat. Spätestens seit der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts waren die Besätze mit einem Gewand verbunden, das als Reliquie der Heiligen Kunigunde verehrt wurde. Schwangere Frauen konnten diesen Kunigundenrock berühren oder sogar anziehen, um Beistand für eine gute Geburt zu erbitten.