Stuhl Modell ST 14

Die Neue Sammlung - The Design Museum

Beschreibung

Hans (1890–1954) und Wassily Luckhardt (1889–1972) gehören zu den einflussreichsten deutschen Architekten der Zwischenkriegszeit. Nachdem sie sich bei ihren frühen Entwürfen am Expressionismus orientiert hatten, reagierten sie Mitte der 1920er-Jahre auf die durch den Ersten Weltkrieg, Reparationszahlungen und Inflation veränderte Lebenssituation in Deutschland. Sie entwickelten eine Architektur- und Formensprache, die auf Rationalisierung, Standardisierung und der Verwendung neuer Materialien beruht. Der von Hans Luckhardt entworfene Stuhl ST 14 spiegelt auf einzigartige Weise diese Ansätze wider. Der Materialeinsatz ist auf ein Minimum reduziert. So ist der dünne Sperrholzsitz lediglich an zwei Stellen mit dem Gestell verbunden und unterstützt durch seine Flexibilität das Schwingen des Stuhls. Auch die gebogene Rückenlehne nützt die Eigenschaften des Materials konsequent und sparsam aus. Das Stahlrohrgestell geht dort in einer kontinuierlichen Schleife vom Standbügel in die schräg hochgeführte Arm- bzw. Rückenlehne über; dies verleiht dem Entwurf neben seiner rationalen Form auch einen Hauch von Eleganz und Dynamik. Dass der Stuhl als wegweisend angesehen wurde, belegt seine Auswahl durch den Maharadscha von Indore, der sich seinen von Eckart Muthesius (1904–1989) erbauten Palast in Indore in Indien nur von den besten europäischen Entwerfern und Künstlern ausstatten ließ und aus dessen Besitz dieses Exemplar stammt.