Jardinière Modell 872

Die Neue Sammlung - The Design Museum

Beschreibung

Die 1903 erfolgte Gründung der Wiener Werkstätte lag bereits 14 Jahre zurück, als im Sommer 1917 eine eigene Abteilung für Keramik eingerichtet wurde. Die Ursache für diesen späten Zeitpunkt dürfte in erster Linie in der permanenten Finanznot der Wiener Werkstätte und in den politischen und wirtschaftlichen Verhältnissen zu suchen sein. Bedingt durch den Ersten Weltkrieg waren fast ausschließlich Frauen in dieser Produktionswerkstatt tätig. Die vielseitige Josef-Hoffmann-Schülerin Hilda Jesser (1894–1985) lieferte für die Wiener Werkstätte seit 1916 Entwürfe und fertigte Arbeiten in den verschiedensten kunsthandwerklichen Bereichen, so z. B. Spitzen, Stickereien, Druckstoffe und Tapeten, Glasdekor, Porzellan, Lederwaren und Gebrauchsgrafik. Keramiken entwarf sie nur sehr wenige, doch gehörten diese zu den erfolgreichsten der Produktion. Jesser achtete bei ihren Arbeiten streng auf die Gebrauchsfähigkeit, blieb in Farbe und Dekor bewusst zurückhaltend und verzichtete auf jegliche Spielereien. Zwischen 1921 und 1925 wurden ihre Keramikmodelle mehr als 100-mal angefertigt; von der Jardinière – einem der erfolgreichsten Modelle – wurden mehr als 380 Stück in variierenden Dekoren und Farben bzw. Glasuren produziert.