Innsbrucker Skizzenbuch, Seite 7 recto: Auf- und Grundriss mit Maßangaben zum Innsbrucker Hoftheater (oben); Herrscherloge (unten)

Deutsches Theatermuseum

Beschreibung

Vorliegende Federskizze gehört zu dem aus acht verschieden großen Bögen (davon 1 Mantelbogen) zusammengehefteten Skizzenbuch, das Alessandro Bibièna vermutlich ganz oder teilweise während seines Aufenthalts in Innsbruck zwischen 1716 und 1718 mit flüchtig angelegten Arbeits- und Ideenskizzen füllte. Wie auch andere in Wien und New York erhaltene Skizzenbücher der Familie Bibièna zeigen, legte sich auch Alessandro einen Motiv-Vorrat an, mit dem er ein weites Spektrum barocker Bühnendekorationen in Teillösungen oder Details vorstellte. Anders als im 1720-1740 entstandenen sogenannten Wiener Werksskizzenbuch, das ganzseitige Entwürfe enthält und auf seine Brüder Giuseppe und Antonio zurückgeht, unterteilte Alessandro die einzelnen Blätter des Skizzenbuchs meist in zwei oder drei querformatige sowie in vier bis sechs annähernd quadratische Bildfelder, in denen er die auf der Bühne bevorzugten Raumtypen wie u.a. Palastinnenraum, Vorhof, Straßenflucht, Treppenaufgang, Festungsanlage oder Kerker mehrfach skizzierte. Mit Hilfe der von seinem Vater erfundenen Winkelperspektive lotet er in den unterschiedlichen Skizzen verschiedene Möglichkeiten aus, um komplizierte Raumfolgen darzustellen. Vorliegendes Blatt zeigt im oberen Drittel einen stark vereinfachten Auf- und Grundriss mit Maßangaben, der laut Bibiènas Inschrift möglicherweise das zweite Innsbrucker Hoftheater, das sogenannte Komödienhaus, festhält. Im Auftrag von Erzherzog Ferdinand Karl errichtete der Hofbaumeister Christoph Gumpp d. J. in den Jahren 1653–1655 das Opernhaus, das sich vis-à-vis des alten Ballhaustheaters, der „Dogana“, befand. Links hat Bibièna die schematische Umrisszeichnung eines Hauses mit quadratischem Körper und Satteldach mit Maßangaben festgehalten, die mit einer das Komödienhaus darstellenden Zeichnung korrespondiert. Die unterhalb des Grundrisses gegebene Maßstabsangabe misst „mezzo piede d’Inspruch“, also einen halben Innsbrucker Fuß, der 17 cm entspricht. Der untere Teil der Skizzenbuchseite ist der schematischen Darstellung einer Herrscherloge gewidmet, die sich über Eck gestellt an ein Bogenfragment anfügt. Der rund auskragende Balkon ist mit einer Stoffdraperie verziert, während die Logenbekrönung oberhalb des Gesimses mit einer Kartusche geschmückt ist. Ob es im Komödienhaus eine solche Loge gab, an deren Rückwand ein oktogonal gerahmter, nach vorne geneigt gehängter Spiegel angebracht war, ist nicht zu belegen. Möglicherweise ist die untere Skizze der gezeigten Loge unabhängig von der Grundrisszeichnung der oberen Blatthälfte zu betrachten und als weiterer Bühnendekorationsentwurf zu verstehen.

Autor

MM/sdp

Rechtehinweis Beschreibung

RR-F