L’Oronte, vermutl. I. Akt, 3. Szene: Piazza (4. Blatt)

Deutsches Theatermuseum

Beschreibung

Das von Giorgio Giacomo Alcaini verfasste und von Johann Kaspar Kerll komponierte dramma musicale L’Oronte wurde erstmals zum Karneval, am 13.2.1657 im Münchner Salvatortheater aufgeführt. Der am Münchner Hof als Kastrat und Hofmusiker tätige Francesco Santi entwarf dazu die Bühnendekorationen, die vermutlich von Antonius Panitcy in Kupfer gestochen wurden. Bei dem aus jeweils zwei Druckplatten zusammengesetzten Motiv wurden die Szenenbilder auf verschiedene Platten gestochen, während der stets gleiche Proszeniumsrahmen des 1654 eröffneten Salvatortheaters mit derselben Platte dazu gedruckt wurde. Obgleich zu Beginn des Librettos zu der Liebesgeschichte zwischen dem kretischen Königssohn Oronte und der Fürstentochter Dorisbe einige Verwandlungen aufgelistet sind, werden sie an den entsprechenden Stellen des Textbuches meist nicht genannt, so dass die in den einzelnen Stichen gezeigten Szenen den Handlungsabschnitten nicht eindeutig zuzuordnen sind. Vermutlich schildert vorliegende Bühnendekoration die 3. Szene des I. Akts, die im Libretto mit „Fiermonte, Lucindo, Oronte“ überschrieben ist und die der Verwandlung „Piazza“ zugeordnet werden kann. In dieser Szene gesteht Oronte seinen Freunden, dass er Dorisbe liebt. Das hier vorliegende Blatt zeigt eine Bühnendekoration vom Typus „Stadt“: Entlang der Bühnenseiten stehen im vorderen Bereich Kulissen von zweigeschossigen Häusern mit Säulen, Giebeln und Balkonen. Im Mittelgrund scheint sich ein freier Platz, eine Piazza, zu öffnen, bevor sich der Hintergrundprospekt anschließt. Die mittig entstandene zentralperspektivische Straßenflucht wird im Vordergrund als Handlungsbühne genutzt: In der Mitte steht hier vermutlich Oronte von zwei Pagen flankiert. Rechts und links der Gruppe stehen wahrscheinlich seine Freunde Lucindo und Fiermonte, die laut Libretto vorschlagen, aufzubrechen, um Dorisbe bald wiederzusehen.

Autor

MM/sdp

Rechtehinweis Beschreibung

RR-F