Typenbild des Hans Wurst zu Pferde

Deutsches Theatermuseum

Beschreibung

Aus den fest etablierten Figuren der Commedia dell’arte haben sich im Laufe der Zeit zahlreiche Abwandlungen und regionaltypische Schöpfungen herausgebildet. Im deutschsprachigen Raum hatte sich als „Spaßmacher“ der Prototyp des „Hanswurst“ entwickelt. Diese Bühnenfigur war ein wesentliches Element der Wiener Volkskomödie, als deren Schöpfer der Schauspieler und Theaterleiter Joseph Anton Stranitzky galt, der auch jedes Detail des Kostüms festgelegt hat: Rote Jacke mit weiten Ärmeln, Hosenträger mit Brustlatz, weiße Halskrause, eine weite gelbe und zu kurze Hose, derbe Schuhe, ein schwarzer Bart mit Koteletten und ein spitzer grüner Hut sowie eine Narrenpritsche. Sein Pferd ist mit Schleifen und Eichengrün am Kopf geschmückt. Als Spaßmacher verfügt der Hanswurst über ein breites Spektrum an Aktionsformen und charakterlichen Eigenschaften, die Martin Engelbrecht in diesem kolorierten Kupferstich interessierten. Die pralle Wurst, die am Gürtel hängt, steht als signifikanter Teil seines Namens für seine fleischlichen Gelüste und seine grundsätzliche Maßlosigkeit, der Schweinskopf an der Stange weist auf seine Herkunft hin - auf einen Sauschneider, der von Hof zu Hof zog, um Eber zu kastrieren. Der gefüllte Geldsack aber an der Stange steht für seine materialistische Einstellung, denn in so manchen Stücken lässt sich der Hanswurst für Geld kaufen, intrigiert gegen Bezahlung, verrät und mordet sogar auf Befehl. Seine Unmäßigkeit, die sich in Gier und Käuflichkeit niederschlägt, scheint den Wünschen des offen auf der Brust zur Schau getragenen Herzen dieses Nimmersatt nicht zuträglich.

Autor

MM/sdp

Rechtehinweis Beschreibung

RR-F