Typenbild des Mezzetin zu Pferde

Deutsches Theatermuseum

Beschreibung

Der schlagfertige und allen Widrigkeiten mutig entgegentretende Mezzetin, der auch ein durchtriebener Spaßvogel sein kann, gehört zu den Dienerfiguren im italienischen Stegreiftheater des 16. Jahrhunderts. Die Commedia dell’arte, deren Mitglieder als wandernde Schauspieltruppen durch Europa zogen, verstand sich als Improvisationskunst, in der die Figuren in typischer Kleidung, Mimik und Pose auftraten. Gleichermaßen selbstbewusst und gelassen reitet hier Mezzetin: Mit der Linken hält er locker die Zügel seines stolzen Pferdes, die Rechte stemmt er in die Seite während er dem Betrachter offen und keck entgegenblickt. Er trägt eine Kniebundhose über weißen Strümpfen und darüber einen langen Leibrock. Den roten Mantel lässig über die Schulter geworfen, prangt vor ihm am Geschirr des Pferdes ein zusammengerollt festgebundenes Schriftstück: wahrscheinlich handelt es sich um niedergeschriebene Angaben zu seiner Rolle in einem „Canovaccio“, der Anleitung für die schauspielerische Improvisation einer Geschichte. Dem geckenhaften Auftritt entspricht der Schmuck des stolz den Kopf hebenden Pferdes mit Schleifen und Troddeln. „Der muntere und zu höfischen Ergötzlichkeiten qualificirte Mezzetin“, lautet die deutsche Typencharakterisierung in der Überschrift; ein Vierzeiler in deutsch und lateinisch unterhalb des Bildfeldes schildert Mezzetin als einen lustigen Gesellen mit originellen Einfällen. Der kolorierte Kupferstich gehört zu einer Reihe von „lustigen Figuren“ zu Pferd (vgl. F 1582, 1583, 1585), die der Augsburger Martin Engelbrecht um 1730 schuf und verlegte.

Autor

MM/sdp

Rechtehinweis Beschreibung

RR-F