Le Nozze di Aurora: La Reggia di Giove (?)

Deutsches Theatermuseum

Beschreibung

Am 6. Oktober 1722 wurde anlässlich der Hochzeitsfeierlichkeiten von Erzherzogin Maria Amalia Josepha mit dem Kurprinzen Karl Albrecht von Bayern die von Pietro Pariati verfasste festa teatrale Le Nozze di Aurora im Theatersaal des kaiserlichen Lustschlosses Favorita in Wien aufgeführt. Obwohl die Inschrift auf die Feierlichkeiten der Hochzeit hinweist, kann das Blatt laut theaterhistorischer Forschung nicht eindeutig dieser Festoper zugeordnet werden. Zum einen ist die von Giuseppe Galli Bibièna entworfene und von Johann Andreas Pfeffel gestochene Theaterdekoration nicht im Libretto sondern erst im 18 Jahre später veröffentlichten Stichwerk „Architetture e prospettive“ (1740) eingebunden, das die vielfältige Tätigkeit Giuseppe Bibiènas am Wiener Kaiserhof dokumentiert. Zum anderen wird im Libretto zu Le Nozze di Aurora lediglich der Palast des Jupiter (La Reggia di Giove) als Bühnendekoration genannt, wo Aurora und Titone sich vermählen. Die beiden Blätter aus dem Deutschen Theatermuseum (vgl. F 8571) sind entweder als mögliche Entwürfe gefertigt worden oder es fand während der Aufführung doch ein Dekorationswechsel statt. Vorliegendes Blatt zeigt einen Raumtypus, den Bibièna in unendlich vielen Varianten für seine Bühnendekorationen verwendet hat, in der er die Winkelperspektive (scena per angolo), die zwei Raumfluchten übereck stellt, mit einer zentralperspektivischen Tiefenkonstruktion einer Mittelgalerie kombiniert. (vgl. F 4830, F 4830, F 8743). Das Blatt zeigt einen monumental anmutenden, polygonalen Zentralraum, der an drei Seiten über mehrere Treppenstufen durch mächtige Portale in erreichbare Saalfluchten führt. Die Kolossalordnung schließt mit einem Gesims, das oberhalb der Portale von einer Kartusche und seitlichen posauneblasenden Genien geziert wird. Das Mittelportal gewährt den Durchblick in einen Hintergrundprospekt mit einer Folge von Räumen. Statuarisch wirken die in die Szenerie symmetrisch gesetzten Figuren: Zwei Frauen links und zwei Männer rechts markieren die Ecken eines Quadrats, in dessen Mitte ein einzelner, wie ein antiker Soldat gekleideter Mann auf den Zuschauer zuschreitet.

Autor

MM/sdp

Rechtehinweis Beschreibung

RR-F