Neustadt a. d. Aisch, Stadt: Notgeld über 50 Milliarden Mark von 1923

Giesecke+Devrient Stiftung Geldscheinsammlung

Beschreibung

Vorderseite: einfache Gestaltung, im Unterdruck Wappen der Stadt Neustadt a. d. Aisch: Ein geviertes Schild, darauf ein Helm, als Helmzier ein Brackenkopf

Rückseite: Aufschrift "1461 Du weißer Geißbock im Nürnberger Tor, am grauen Mauerkranz du zauberst ein wildschnurrig Bild mir vor, einen heldischen Schneidertanz! Vorm Städtlein lagern Geschütz und Roß, hell knattern Musketen, dumpf lärmt der Troß. Doch auf den höchsten Mauerzinnen: Mää! gröhlt ein Bock und hopft wie von Sinnen! Vom Feind her grollt ein wüster Laut: "Verflucht! Wir hungern das Nest nicht aus! Zum Abzug blast!" Aus der Ziegenhaut lacht schnaufend u. schwitzend ein Schneider heraus! 1923 Liebe Neustädter Bürger, ihr freut euch der Mär! Das Schneiderlein dünkt euch ein Held! Nun hört! Doch zieht das Gedicht nicht so quer. Es dreht sich jetzt nämlich ums Geld! Ihr seht jetzt auf dem Schein einen stattlichen Bau, der will erst errichtet sein! Euer Stadtrat sagt: "Mit der Kasse stehts flau! Wie bringen wir Gelder herein?" Drum behaltet die Scheine, Blatt für Blatt und löst keinen einzigen ein. Und schenket die Schuld der lieben Stadt! Ihr wart ja dabei nur den "Schein"!"; in der Mitte ein springender Geißbock, darunter Blick auf den Erweiterungsbau des Progymnasiums, links und rechts Text

Die Stadt Neustadt a. d. Aisch, Mittelfranken, gab selbst 1923 Notgeld zu 100.000 bis 500 Milliarden Mark aus, die Herstellung besorgte die Verlagsdruckerei Ph. C. W. Schmidt. Die 1828 gegründete Verlagsdruckerei besteht bis heute. Motive sind das Wappen, ein Geißbock sowie Gebäude des heutigen Friedrich-Alexander- Gymnasiums. Der Geißbock erinnert an die Geißbocksage: 1461 belagerte Herzog Ludwig der VII. von Bayern die Stadt. Als die Vorräte knapp wurden, ließ sich ein Schneider in das Fell des letzten Geißbocks einnähen und sprang auf der Stadtmauer umher. Die Belagerer ließen sich täuschen und glaubten, dass keiner in der Stadt Hunger leidet und zogen ab. Die abgebildeten Gebäude des Gymnasiums bestanden zu dieser Zeit noch gar nicht. Vielmehr diente das Notgeld zu einer Art Spendenaktion. Für den anstehenden Ausbau des Gymnasiums wurden noch Gelder benötigt, in Zeiten der Inflation ein schwieriges Unterfangen. Daher wird auf dem Notgeldschein dazu aufgerufen, diesen nicht einzulösen, so konnte die Stadt Gelder sparen. Der Ausbau zur 6-klassigen Realschule und Humanistischen Progymnasium wurde 1925 erfolgreich abgeschlossen.