Aus Obstholz geschnitzte Gussform, Model für eine wächserne Votivgabe in Krötenform

Historischer Verein Neuburg an der Donau

Beschreibung

Die beiden Hälften dieses Models ergeben eine Gussform zur Herstellung einer amphibienartigen, krötenähnlichen Figur mit vier Beinen, Kopf und geschupptem Unterkörper. Der fächerförmige Schwanz dient als Standfläche. Das aus Obstholz geschnitzte Objekt datiert auf die Zeit um 1750. Das Model wurde verwendet zur Herstellung von Votivgaben aus Wachs, einem der ältesten Materialien für Votivgaben (Votive). Votivgaben werden vom Spender (Votant) auf Grund eines Gelübdes (lat. ex voto) als sichtbarer und materieller Ausdruck seines Gebetsanliegens an einem Wallfahrtsort dargebracht ("geopfert" = Votation) und dort öffentlich ausgestellt. Votive bezeugen also die vom Votanten empfundene "Wirksamkeit" seines Gebets. Die äußere Form der Votivgabe verweist dabei auf den Umstand oder Anlass der Votation. Die Kröte gilt seit der Antike als Symbol für die Gebärmutter, die man sich als eigenständiges, im Körper lebendes, beißendes und Schmerzen verursachendes Lebewesen vorstellte. Votivgaben in Krötenform wurden bei sämtlichen Frauenleiden dargebracht. Unterleibsleiden, Unfruchtbarkeit, "Hysterie", die Bitte um die Verhinderung von Missgeburten und der Dank für glückliche Schwangerschaften waren Anlässe für das Darbringen von Krötenvotiven. Auch Männer spendeten diese bei Unterleibsleiden oder -schmerzen.

Autor

Dr. Stephan Bachter, Historischer Verein Neuburg an der Donau

Rechtehinweis Beschreibung

CC BY-NC-ND 4.0