Eiserne Schmiedearbeit, Bodenfund, vermutlich Votivgabe in Form einer menschlichen Figur

Historischer Verein Neuburg an der Donau

Beschreibung

Die eiserne Figur wurde laut "Katalog der Grasseggerschen Sammlung" von 1894 in Unterstall bei Neuburg gefunden. Eine dazugehörige Fundzeichnung befindet sich im Archiv des Historischen Vereins Neuburg.

Die einfache Schmiedearbeit stellt einen Menschen dar, ohne dass Geschlechtsmerkmale herausgearbeitet sind. Vergleichbare Objekte wurden in großer Zahl als Votivgaben in der Nähe von Kirchen gefunden, die dem Heiligen Leonhard von Limoges (um 500-559) geweiht sind. Leonhard galt seit dem Mittelalter als Patron der Gefangenen und wird in der Kunst mit einer Kette symbolisiert. Gefangenenketten wurden im Lauf der Zeit zu Viehketten umgedeutet, sodass Leonhard auch zum Patron des bäuerlichen Nutzviehs wurde. Eiserne Menschen- und Tierfiguren oder nicht mehr verwendete Eisenketten wurden als Belege für erfüllte Gebetswünsche oder Hilfe in Notlagen an Leonhardswallfahrtskirchen abgelegt. Die erheblichen Eisenmengen, die dadurch anfielen, wurden zu mächtigen Ketten umgeschmiedet und außen an den Kirchen angebracht. Leonhard ist als "Eisenherr" wie kein anderer Heiliger mit diesem Material verbunden, aber auch im Kult anderer Heiliger sind eiserne Votivfiguren erwähnt.

Der in Unterstall verehrte Heilige Magnus hat der Legende nach ebenfalls einen Bezug zum Material Eisen. So zähmte Magnus während seiner Missionstätigkeit im Allgäu mit seinem wundertätigen Abtstab ("Magnusstab") wilde Bären, die ihm daraufhin ein Eisenvorkommen anzeigten. Belegt ist für Unterstall eine Wallfahrt zum Heiligen Magnus, die die Neuburger Seminaristen bis ca. 1800 jährlich wegen des Wanzenbefalls ihrer Seminargebäude unternahmen.

Autor

Dr. Stephan Bachter, Historischer Verein Neuburg an der Donau

Rechtehinweis Beschreibung

CC BY-NC-ND 4.0