Tora-Wimpel

Jüdisches Museum Augsburg Schwaben

Beschreibung

In der Sammlung des Jüdischen Museums befinden sich 11 Tora-Wimpel aus dem 18. und 19. Jahrhundert als Dauerleihgaben des Bayerischen Nationalmuseums, zu denen der hier abgebildete gehört. Der Tora-Wimpel (hebr. Mappa, Pl. Mappot) zählt zum Schmuck der Tora und hält die Pergamentrolle unter dem Mantel zusammen. Vor allem in Süddeutschland und Italien entwickelte sich der Brauch, Tora-Wimpel aus der Windel anzufertigen, die ein jüdischer Junge am Tag seiner Beschneidung trug. Der zu einem Band umgenähte Stoff wurde mit dem hebräischen Namen des Kindes, meist dem Namen seines Vaters, seinem Geburtsdatum nach dem jüdischen Kalender und dem Segensspruch zur Beschneidung bestickt. Der Segensspruch nimmt meist Bezug auf die Werte und Ziele, die das Leben jedes Juden leiten sollen: das Studium der Tora, die Gründung einer Familie und Wohltätigkeit. Seit Ende des 17. Jahrhunderts wurde dieses traditionelle Schema der Inschrift vermehrt durch zierende Elemente wie etwa Blumenranken und Tierdarstellungen aufgelockert. Auf dem abgebildeten Tora-Wimpel sind der Name des Jungen, sein Geburtsdatum und der traditionelle Segensspruch zu lesen. Außerdem zeigt er eine geöffnete Tora-Rolle, eine Chuppa (Traubaldachin) mit Brautpaar, Blumenranken sowie eine ‚Levitenkanne‘, die auf die Abstammung des Kindes von den Leviten hinweist, die im Tempel für die kultische Reinheit zuständig waren. Der Wimpel ist einem Jungen aus der weitverzweigten Familie Ulmo gewidmet, der am 5. Adar II. 497 nach der kleinen Zählung geboren wurde (8. März 1737 nach gregorianischer Zählung).