Wer hat ye grösser clag erhort ...

Kunstsammlungen der Veste Coburg

Beschreibung

Das von Hans Sachs verfasste und von Peter Flötner illustrierte Flugblatt zeigt den gemeinen Mann in Gestalt eines Esels, der sich seiner drei Reiter zu entledigen sucht. Diese drei Reiter repräsentieren die Tyrannei, den Wucher und die geistliche Heuchelei. Letztere hat der Esel bereits abgeschüttelt. Dem entsprechend beklagt die Heuchelei im Text den Verlust ihrer Pfründe. Tyrannei und Wucher wiederum bestehen auf ihr Recht, den Esel ausbeuten zu dürfen. Vor dem Esel steht die Personifikation der Vernunft. Sie hat ihm die Augenbinde gelöst und ermuntert ihn nun, die Reiter abzuwerfen. Es folgt die im Pranger gefangene Personifikation der natürlichen Gerechtigkeit. Sie sieht sich außer Stande, dem Esel zu helfen und verweist ihn stattdessen an die neben ihr stehende Personifikation des Wortes Gottes als höchste Instanz. Diese fordert den Esel auf, mit Geduld sein Kreuz zu tragen, ist es doch die Sache Gottes, am Jüngsten Tag über Wucher und Tyrannei zu richten. Das Flugblatt schwenkt somit auf jene Auffassung ein, für die Luther angesichts der Bauernaufstände der Jahre 1524-26 öffentlich eintrat.

Literatur

Wolfgang Harms/Beate Rattay, Illustrierte Flugblätter aus den Jahrhunderten der Reformation und der Glaubenskämpfe, Coburg 1983, S. 26f.; Luther und die Folgen für die Kunst, hg. von Werner Hofmann, München 1983, S. 168, Kat. Nr. 57.

Autor

Michael Overdick

Rechtehinweis Beschreibung

RR-F