bavarikon4UBeschreibung
Dieses in Kaufbeuren gefertigte Hinterglasbild ist ein sogenanntes Spruchbild, das vermutlich als Wandschmuck diente. Auf schwarzem Grund steht in der Bildmitte die silberne Inschrift: "Das sind drey schöne Sachen, / die auch ein Thränenthal / Zum Paradise machen / Was Neid Gewalt und List / macht zur Unmöglich: / keit / Das machen möglichst / einst / Gedult Vernunfft / und Zeit." Über der Inschrift sitzen auf einer Wolke die drei Personifikationen von Geduld, Vernunft und Zeit. Die Geduld wird durch eine Frau mit einem Lamm auf dem Schoß symbolisiert. Die Vernunft ist an ihrem erhobenen Zeigefinger sowie einem Spiegel in der Hand zu erkennen. Die Zeit wird durch den griechischen Gott Chronos verkörpert. Inschrift und figürliche Darstellung sind umrahmt von Blumenranken mit weißen und gelben Blüten, die unten mit einer Schleife zusammengebunden sind. Die typische Farbigkeit des Bildes sowie die originale Rahmung mit furnierten Halbrundleisten ermöglichen eine Zuschreibung nach Kaufbeuren. Des Weiteren findet sich eine für Kaufbeuren charakteristische Maltechnik im Bild, bei der in die graue Malschicht der Bart- und Haarpartien die einzelnen Haare mit einem scharfen Werkzeug radiert wurden und dann von hinten mit hellerer Farbe übermalt wurden. Kaufbeuren zählte in der Frühen Neuzeit zu den bikonfessionellen Reichsstädten. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts entstanden vor diesem Hintergrund Hinterglasbilder mit protestantischer Bildsprache und Aussageabsicht.
Autor
Susanne Sagner / Petra Weber