Martin Luther (Hinterglasbild)

Stadtmuseum Kaufbeuren

Beschreibung

Das Hinterglasbild zeigt den Reformator Martin Luther (1483-1546) mit dem Schwan als Attribut sowie einer großen Bibel. Berühmt wurde die Veröffentlichung seiner 95 Thesen. Von 1522 bis 1534 übersetzte er die Bibel ins Deutsche und machte so den Gottesdienst auch für Laien inhaltlich nachvollziehbar. Der Schwan als Erkennungsmerkmal Luthers wurde vor allem im 17. und 18. Jahrhundert verwendet. Das Motiv verweist auf den Reformator Jan Hus (um 1370-1415), einen Vorläufer Luthers. Der sterbende Hus, dessen Name im Tschechischen "Gans" (husa) bedeutet, soll auf dem Scheiterhaufen 1415 in Konstanz prophezeit haben: "Heute bratet ihr eine magere Gans, aber über hundert Jahren werdet ihr einen Schwan hören singen, den sollt ihr ungebraten lassen". Das Kaufbeurer Hinterglasbild geht auf einen Kupferstich zurück, der im Rahmen der Augsburger Friedensgemälde 1730 publiziert wurde. Die Drucke wurden anlässlich der Gedenkfeiern zum Westfälischen Frieden an die Evangelische Schuljugend verteilt. In der Sammlung befindet sich ein weiteres, feiner gearbeitetes Hinterglasbild, das zwar auf dieselbe Kupferstichvorlage zurückgeht, jedoch von anderer Hand stammt. Kaufbeuren zählte in der Frühen Neuzeit zu den bikonfessionellen Reichsstädten. Zahlreiche Konflikte zwischen der katholischen und der protestantischen Bevölkerung prägten das Klima in der Stadt. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts entstanden vor diesem Hintergrund Hinterglasbilder mit protestantischer Bildsprache und Aussageabsicht.

Autor

Susanne Sagner / Petra Weber

Rechtehinweis Beschreibung

RR-F