Knabe im Garten (Hinterglasbild)

Stadtmuseum Kaufbeuren

Beschreibung

In der Kaufbeurer Hinterglasmalerei des 18. Jahrhundert sind nur wenige Bilder mit profanen Motiven überliefert. Diese Darstellung eines Knaben in einer barocken Gartenanlage mit Springbrunnen zählt dazu. Das Bild wird durch einen mehrzeiligen Vers ergänzt. Bei der Bildinschrift handelt es sich um einen Auszug aus dem Werk "Vier Bücher Äsopischer Fabeln in gebundener Schreib-Art", des aufklärerischen Fabulisten Magnus Gottfried Lichtwer (1719-1788). Der im Hinterglasbild zitierte Vers stammt aus dem Zweiten Buch, "Die Gartenlust", in dem die Geschichte eines Knaben erzählt wird, der sich in einem Garten an den Schönheiten der Natur erfreut. Dies ist sinnbildlich als Allegorie auf die Jugend zu verstehen. Für die Zuschreibung des Bildes nach Kaufbeuren sprechen die Ausgestaltung der Schrift in der hellen Sockelzone sowie die Verwendung des grünen Farbtons und der in Eglomisé-Technik gearbeiteten goldgelben, mit Blattmetall hinterlegten Partien. Aus der Veröffentlichung "Deutsche Volkskunst Schwaben" von Karl Gröber von 1925 ist ein Vergleichsbeispiel aus dem Ulmer Museum bekannt, das den gleichen Bildaufbau aufweist, aber heute als verschollen gilt. Kaufbeuren zählte in der Frühen Neuzeit zu den bikonfessionellen Reichsstädten. Zahlreiche Konflikte zwischen der katholischen und der protestantischen Bevölkerung prägten das Klima in der Stadt. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts entstanden vor diesem Hintergrund Hinterglasbilder mit protestantischer Bildsprache und Aussageabsicht.

Autor

Susanne Sagner / Petra Weber

Rechtehinweis Beschreibung

RR-F